DVD & BLU-RAY | 05.08.2020

Ruf der Wildnis

Als Familienhund Buck plötzlich aus seiner behüteten kalifornischen Heimat entführt wird und sich in der rauen Wildnis des Yukons wiederfindet, ahnt er noch nicht, welche Abenteuer ihn erwarten: Er muss sich als Rudelführer eines Schlittenhundegespanns beweisen, einem Schurken das Handwerk legen und dabei auch noch seine wahre Bestimmung finden, die ihn fernab der menschlichen Siedlungen führt. Zum Glück kann Buck dabei auf seinen Freund John Thornton zählen, der ihm bei der Suche nach seinem Platz in Welt zur Seite steht.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2020 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC.

Während des Goldrauschs der 1890er Jahre am weltberühmten Fluss Klondike sind Schlittenhunde sehr begehrt. Deshalb werden besonders große und starke Tiere auch aus südlicheren Gefilden entführt und auf einem florierenden Schwarzmarkt in den hohen Norden verkauft – so auch der verwöhnte Buck, ein Mischling aus Bernhardiner und Schottischem Schäferhund. Buck lernt auf die harte Tour, was es heißt, ein Schlittenhund zu sein und geht durch die Hände vieler Besitzer – unter anderem zieht er für Perrault (Omar Sy) den Postschlitten in die abgelegensten Gebiete Alaskas. Nach und nach spürt Buck immer stärker das Erbe seiner wilden Vorfahren in sich und lernt, auf seine Instinkte zu vertrauen. Als er den Einsiedler John Thornton (Harrison Ford) kennenlernt, fühlt sich der Hund das erste Mal seit langem wieder einem Menschen verbunden – doch der Ruf der Wildnis ereilt ihn immer stärker…

„Ruf der Wildnis“ von Regisseur Chris Sanders („Drachenzähmen leicht gemacht“), der nun auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, ist einer der ersten Titel, die nach der Übernahme der 20th Century Fox durch Disney für den Heimkinomarkt erscheinen. Der Film mit prominenter Besetzung ist sozusagen eine „Altlast“ für die Walt Disney Company und basiert auf der erfolgreichen literarischen Vorlage von Jack London („Der Seewolf“). Der Film wurde seit seinem Erscheinungsjahr 1903 bereits häufig verfilmt, so u.a. mit Clark Gable (1935), Charlton Heston (1972) und Rutger Hauer (1997). Nun dürfen wir also Harrison Ford („Star Wars“) in der Rolle des John Thornton in der insgesamt achten Adaption des Romans bewundern. Dabei haben die Macher von „Ruf der Wildnis“ die Handlung und die Inszenierung an derzeit vorherrschenden Sehgewohnheiten angepasst, was nur bedingt funktioniert. In erster Linie besteht die Neuerung darin, dass der Held der Geschichte, der Schlittenhund Buck, vollständig animiert aus dem Computer daherkommt. Dieser Umstand ist nicht automatisch schlecht, man denke nur an die großartig animierten Tiere in „Der König der Löwen“ von Disney, der im vergangenen Jahr die Zuschauerinnen und Zuschauer weltweit in den Kinos begeisterte.


© 2020 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC.

Waren diese Tiere sensationell lebensecht animiert, so ist Schlittenhund Buck so animiert, dass er von der ersten Szene an unglaubwürdig und künstlich erscheint. Das ist sehr schade, weil so die spannende und interessante Handlung zwangsläufig hinter diesem Umstand zurückstecken muss. Harrison Ford, der sich redlich bemüht und einen sehr passablen und engagierten John Thornton verkörpert, erscheint im Film früher als im Buch, was seiner Popularität geschuldet sein mag. Diese Abwandlung zum Buch ist jedoch durchaus gelungen und verleiht der Handlung eine zusätzliche Spannung und emotionale Tiefe. Dieser Mann hat auch mit 77 Jahren noch sehr viel Charme und Charisma, wie man es heutzutage nur noch selten auf der Leinwand findet. Es ist schade, dass nach der Übernahme der 20th Century Fox durch Disney anscheinend zu wenig Zeit war, um den Film auf technischer Ebene grundlegend zu überholen oder neu zu gestalten. Unter der Ägide von Disney wäre ein solcher Film niemals in der vorliegenden Form ins Kino gekommen.

Aber so ist „Ruf der Wildnis“ der erste Film, der für den Heimkinomarkt mit dem neuen Logo des 20th Century Studio erscheint. Das ist insofern bemerkenswert, weil 1935 mit „Goldfieber in Alaska“ ebenfalls eine Verfilmung desselben Stoffes als letzter Film mit dem Logo 20th Century Pictures lief, bevor durch die Fusion mit der Fox der Zusatz zum ursprünglichen Firmennamen hinzukam. So schließt sich der Kreis. Es wird in der Zukunft noch sehr spannend, welche Filme in der Zukunft in den 20th Century Studios unter der Ägide von Disney entstehen werden. Man denke nur an die geplanten Fortsetzungen von „Avatar“, „Alien“ und „Planet der Affen“. „Ruf der Wildnis“ bietet solide Unterhaltung für einen gemütlichen Familienabend vor dem heimischen Bildschirm. Allein schon wegen der tollen schauspielerischen Leistung von Harrison Ford lohnt es sich, diesen Film anzuschauen. Da fallen die mittelmäßigen Animationskünste in diesem Film nicht ganz so schwer ins Gewicht.


RUF DER WILDNIS

USA 2020 | Walt Disney | : 06. August 2020 (FSK 6)
R: Chris Sanders | D: Harrison Ford, Omar Sy, Dan Stevens

 


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