KINO | 28.10.2020

MONOS - Zwischen Himmel und Hölle

In einer abgelegenen Bergregion irgendwo in Lateinamerika absolviert eine aus Teenagern bestehende Kampfgruppe von Rebellen, mit Kampfnamen wie Rambo, Schlumpf, Bigfoot, Lobo und Boom-Boom, militärische Übungen, während sie im Auftrag einer nebulösen Guerillagruppe, die nur als „die Organisation“ bekannt ist, eine Gefangene und eine zwangsrekrutierte Milchkuh bewacht. Ein Angriff aus dem Hinterhalt treibt die Gruppe in den Dschungel, ihr komplexes Beziehungsgeflecht zerreißt und die Mission beginnt schiefzugehen.

von Richard-Heinrich Tarenz


Copyright: © DCM

Patagrande (Moises Arias), Rambo (Sofia Buenaventura), Leidi (Karen Quintero), Sueca (Laura Castrillón), Pitufo (Deiby Rueda), Lobo (Julián Giraldo), Perro (Paul Cubides) und Bum Bum (Sneider Castro). Acht streunende Teenager, die jeweils einen Codenamen tragen, bilden eine paramilitärische Gruppe auf einem abgelegenen Hügel. Ein Bote liefert Anweisungen einer Guerillaorganisation: Die Gruppe soll sich um eine Milchkuh namens Shakira und eine entführte Frau aus den USA namens Doctora (Julianne Nicholson) kümmern. Als sie aufgrund eines Hinterhalts gezwungen werden, tief in den Dschungel hineinzuziehen, kommt es jedoch zu Spannungen in der Gruppe und die Mission gerät ins Wanken…

„Monos - Zwischen Himmel und Hölle“ von Regisseur und Autor Alejandro Landes („Porfirio“), der auf DVD, Blu-ray und digital erschienen ist, ist ein kraftvoller Spielfilm, der in mächtigen Bildern beschreibt, welche Folgen Krieg mit all seinen grausamen Begleiterscheinungen und der Verlust von Werten und Normen auf die Menschen und die sozialen Gefüge hat. Nun ist dieses Thema nicht wirklich neu. Man denke nur an Filmklassiker wie „Herr der Fliegen“ und „Apocalypse Now“.


Copyright: © DCM

Doch auch wenn ein Vergleich mit diesen Filmen sicherlich schmeichelhaft ist, würde es die Sache nicht wirklich treffen, weil „Monos - Zwischen Himmel und Hölle“ keine Kopie dieser Filme ist, sondern diesem großen Thema neue Aspekte abgewinnt und seinen ganz eigenen Weg geht. Das macht diesen Film so sehenswert und so spannend. Zu Beginn wird der Zuschauer direkt in die Handlung geworfen. Es gibt keine erklärenden Informationen zu den Hintergründen der Geschichte. Man sieht die jugendlich wirkenden Figuren beim Drill mit der Waffe und die Geisel der Gruppe. Doch schon schnell entsteht ein unbehagliches Gefühl der Spannung. Erzählerisch pendelt der Film zwischen unterschiedlichen Figuren. Das ist gelegentlich etwas verwirrend, aber auf diese subjektive Art und Weise lernt man viel über die einzelnen Figuren. Es wird nicht spezifiziert, in welchem Land sich die Handlung ereignet, was nicht wichtig ist, da es um universelle Strukturen des Machtmissbrauchs geht. Die Unterschiede zwischen Gut und Böse verschwimmen immer mehr. Scheinbar endloser (Bürger-) Krieg hat katastrophale Folgen für die Psyche der Menschen. „Monos - Zwischen Himmel und Hölle“ legt diese Mechanismen bloß und zeigt sie in aller Offenheit. Dieser Film ist hypnotisierend und abstoßend zugleich. Eine dunkle Reise in die Abgründe der Seele.


MONOS - ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE

KOL, ARG, NL, D, SWE, URY, DK, USA 2019 | DCM | : 09. Oktober 2020 (FSK 16)
R: Alejandro Landes | D: Julianne Nicholson, Moises Arias, Sofia Buenaventura



AGB | IMPRESSUM