KINO | 22.10.2020

Zombie - Dawn of the Dead

Pünktlich zu Halloween erscheint mit „Zombie - Dawn Of The Dead“ ein Klassiker des Horror-Genre am 29. Oktober 2020 mit neuer 4K-Abtastung in den Kinos. Das Meisterwerk von George A. Romero hat auch nach 40 Jahren nichts von seiner Sprengkraft und Faszination verloren.

von Franziska Keil


Copyright: © Koch Films

„Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück.“ Genau dieser Fall scheint eingetreten zu sein und sorgt in den USA für helle Aufregung: Tote sind wiederauferstanden, und kein Mensch weiß, warum. Jeder, der von ihnen gebissen wird, verwandelt sich selbst in einen Untoten. In kürzester Zeit sind ganze Großstädte wie Philadelphia menschenleer. Eine Gruppe verschanzt sich in einem Kaufhaus und kämpft um das blanke Überleben: der Reporter Stephen Andrews (David Emge), seine Freundin, die TV-Angestellte Francine (Gaylen Ross) sowie zwei Angehörige einer Spezialeinheit, Roger (Scott H. Reiniger) und Peter (Ken Foree)...

„Zombie – Dawn of the Dead“ von Regisseur George A. Romero („Die Nacht der lebenden Toten“) gehört zu den berühmtesten und besten Horrorfilmen der Kinogeschichte. Der Film, der nun in 4K-Remasterd auf der großen Kinoleinwand zu sehen sein wird, hat das Genre in den vergangenen 40 Jahren maßgeblich geprägt und beeinflusst. Das dieser Film nun in den Kinos zu sehen wird, ist keine Selbstverständlich. Für eine lange Zeit war der der zweite Film der Zombie-Trilogie von George A. Romero in Deutschland gar nicht erhältlich, bzw. zugänglich, stand der Film doch hierzulande lange auf dem Index, bis er schließlich 2002 in einer Fassung von 141 Minuten freigegeben wurde (FSK 16). Dieser Film hat sehr viele Deutungsebenen. Das macht ihn so interessant und zugleich so faszinierend. Damit ist „Zombie – Dawn of the Dead“ kein Horrorfilm im üblichen Sinne. Die Zombies sind in diesem Film eine Art Naturkatastrophe, die über die Erde hineinbricht. Sie sind weder intelligent noch verfolgen sie eine Art höheres Ziel. Sie handeln aus einem sehr strikten Grund der existentiellen Selbsterhaltung.

Diese Gefahr kann man abschätzen und kalkulieren. Das bedeutet, dass nach einiger Zeit Abwehrmaßnahmen bereitstehen und die Gefahr, die durch die Untoten ausgeht, wenn auch immer noch groß, doch kalkulierbar ist. Anders als in klassischen Horrorfilmen dieser Zeit, steht diese Gefahr nicht im Zentrum des Films. Der Fokus wird auf die überlebenden Menschen gelegt. Wie verhalten sich Menschen in einer solchen Krisensituation, wenn die Zivilisation zusammenbricht und sich staatliche Stellen auflösen? Die Regierung oder das Militär spielen keine Rolle mehr, es sind „nur noch“ Menschen, die in „Zombie – Dawn of the Dead“ um ihr nacktes Überleben kämpfen. Es geht um die Dynamik in der Vierergruppe, die sich zusammenschließen. In dieser schier ausweglosen Situation kommt das beste wie auch das schlechteste im Menschen hervor. Der Mensch ist die größte Gefahr, nicht die Zombies.

Zugleich ist der Film ein hochpolitischer Kommentar auf die damalige US-amerikanische Gesellschaft. Eine Zustandsbeschreibung, die auch nach 40 Jahren immer noch aktuell ist. Der Konsumtempel, der gewaltig über den verwaisten Innenstädten thront, ist zum letzten Zufluchtsort einer Gesellschaft in Auflösung geworden. Die Untoten beschleunigen nur eine Entwicklung, die schon lange zuvor eingesetzt hat. Der Mensch wird in diesem Film wieder auf seinen Urzustand zurückgeworfen. Er lebt für den Tag. Prognosen, Pläne, Strategien für die Zukunft – all diese Dinge sind bedeutungslos geworden. Romero hält der Gegenwart einen Spiegel vor und beschreibt die modernen Gesellschaften als selbstzerstörerisch und unsolidarisch. Erst in der existentiellen Not finden die Menschen wieder zueinander. „Zombie – Dawn of the Dead“ ist ein Film, der es verdient hat nach 40 Jahren seinen Weg in die Kinos zu finden. Ein blutiger, harter, manchmal unerträglich grausamer Film, der schonungslos die Wunden unserer Zivilisation offenlegt.


ZOMBIE - DAWN OF THE DEAD

Italien, USA 1978 | Koch Films | Start: 29. Oktober 2020 (FSK 18)
R: George A. Romero | D: David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger



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