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DVD & BLU-RAY | 12.09.2025

KRIEG DER WELTEN
Jetzt neu als limitierte 4K UHD Collector's Edition

Steven Spielbergs "Krieg der Welten" von 2005 erscheint als limitierte 4K UHD Collector’s Edition. Der Science-Fiction-Klassiker verbindet spektakuläre Effekte mit einer düsteren Allegorie auf Terror, Ohnmacht und die Fragilität moderner Zivilisation – und bleibt damit auch heute ein Schlüsselwerk des post-9/11-Kinos.

von Franziska Keil


© 2004 Paramount Pictures All Rights Reserved. No reproductions or publication of these photos permitted.

Als am 28. August 2025 Steven Spielbergs Krieg der Welten in einer aufwendig gestalteten limitierten 4K UHD Collector’s Edition für das Heimkino neu erschien, wurde damit ein Werk in Erinnerung gerufen, das bei seiner Erstaufführung im Jahr 2005 nicht nur als technisches Spektakel, sondern auch als Spiegelbild der damaligen gesellschaftlichen Verwerfungen rezipiert wurde. Fast zwei Jahrzehnte später erweist sich der Film als ebenso düster wie hellsichtig – ein Meilenstein, der sowohl die Tradition der Science-Fiction-Literatur als auch die Sensibilitäten des post-9/11-Kinos miteinander verbindet.

Die literarische Vorlage, H. G. Wells’ Roman von 1898, gehört zu den Gründungstexten der modernen Science-Fiction. Zahlreiche Adaptionen, darunter Orson Welles’ legendäres Radiohörspiel von 1938, haben den Stoff bereits als Allegorie für Angst, Fremdheit und kollektive Panik lesbar gemacht. Spielberg jedoch verleiht der Geschichte eine besondere Intensität, indem er sie nicht als triumphale Heldensaga inszeniert, sondern als existenzielles Trauma.

Im Mittelpunkt steht nicht die große Schlacht zwischen Nationen, sondern die verzweifelte Flucht einer Familie. Tom Cruise verkörpert Ray Ferrier, einen einfachen Hafenarbeiter, dessen egozentrische Routine durch die plötzliche Invasion der außerirdischen „Tripods“ zertrümmert wird. Der Film folgt ihm nicht als makellosem Helden, sondern als überforderten Vater, der wider Willen Verantwortung übernehmen muss.
„Krieg der Welten“ ist in seiner Bildsprache radikal. Spielberg und Kameramann Janusz Kaminski wählen einen dokumentarisch anmutenden Stil, geprägt von entsättigten Farben, abrupten Schwenks und handkameragestützten Bewegungen. Das Resultat ist eine verstörende Nähe, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, mitten im Chaos zu stehen.

Die Tripods, jene gewaltigen, dreibeinigen Kampfmaschinen, werden nicht als reine Schauwerte präsentiert, sondern als Übermächte, die eine existenzielle Ohnmacht erzeugen. Ihr erstes Auftauchen – aus dem Erdboden hervorbrechend, begleitet von infernalischen Geräuschen – zählt zu den eindrucksvollsten Sequenzen im Werk Spielbergs. Hier verschränkt sich technisches Können mit psychologischer Wucht: Die Kamera fängt die Hilflosigkeit der Menschen inmitten einer zerstörten Vorstadt ein, ohne dass heroische Gegenwehr inszeniert wird. Kaum ein Film der frühen 2000er Jahre ist so stark vom 11. September 2001 geprägt wie „Krieg der Welten“. Die Staubwolken, die panische Flucht durch Straßen, die apokalyptischen Bilder zerstörter Städte – all dies evoziert Erinnerungen an Ground Zero. Spielberg transformiert den Alien-Invasionsfilm zu einem Kommentar über Terror, Kontrollverlust und die Fragilität westlicher Sicherheit.


© 2004 Paramount Pictures All Rights Reserved. No reproductions or publication of these photos permitted.

Der Film macht deutlich, dass die eigentliche Katastrophe nicht die technische Übermacht der Außerirdischen ist, sondern die Verletzlichkeit einer Zivilisation, die sich ihrer Unverwundbarkeit allzu sicher wähnte. In dieser Lesart wird „Krieg der Welten“ zu einem Schlüsselwerk des post-9/11-Kinos, vergleichbar mit Filmen wie „Children of Men“ oder „Cloverfield“, die ähnliche Ängste in visuelle Metaphern übersetzen.
Trotz all der apokalyptischen Szenarien bleibt das emotionale Zentrum des Films die Dynamik zwischen Ray Ferrier, seiner Tochter Rachel (Dakota Fanning) und seinem Sohn Robbie (Justin Chatwin). Die Invasion zwingt Ray, sich seiner Rolle als Vater zu stellen – eine Entwicklung, die Spielberg mit großer Empathie erzählt. Die Frage, wie man Verantwortung übernimmt, wenn die Welt zusammenbricht, verleiht dem Film eine menschliche Dimension, die ihn von reinen Katastrophenfilmen unterscheidet. Gerade Dakota Fannings Darstellung eines traumatisierten Kindes, das zwischen Panikattacken und erstaunlicher Klarheit schwankt, verleiht der Geschichte eine erschütternde Authentizität.

Spielbergs „Krieg der Welten“ ist nicht nur eine Neuinterpretation eines Klassikers, sondern auch ein Brückenschlag zwischen verschiedenen Traditionen: Er knüpft an die Science-Fiction der 1950er Jahre an, die häufig die Ängste des Kalten Krieges spiegelte, und verbindet sie mit der intimen, subjektiven Erzählweise des Katastrophenkinos der Gegenwart. Darüber hinaus setzte der Film Maßstäbe für die Inszenierung von Zerstörungsszenen im Blockbuster-Kino. Die Kombination aus bahnbrechenden visuellen Effekten, die bis heute standhalten, und der bewusst realistisch gehaltenen Ästhetik beeinflusste zahlreiche nachfolgende Produktionen. Zugleich markiert der Film einen Höhepunkt in Spielbergs Spätwerk: eine Phase, in der er zunehmend gesellschaftliche Traumata – vom Holocaust über den Terrorismus bis hin zu globalen Konflikten – in Genrefilmen reflektierte.

„Krieg der Welten“ bleibt auch zwei Jahrzehnte nach seiner Premiere ein Film von bedrückender Aktualität. Er erzählt nicht von heroischen Siegen, sondern von Überleben im Angesicht des Unfassbaren. Spielberg gelingt es, die archaische Fabel von H. G. Wells in ein zeitgenössisches Trauma zu überführen und daraus ein Werk zu formen, das sowohl visuell überwältigt als auch zum Nachdenken zwingt. Die Veröffentlichung der limitierten 4K UHD Collector’s Edition am 28. August ist daher mehr als eine nostalgische Erinnerung – sie ist die Einladung, einen Klassiker neu zu entdecken, dessen Bilder und Metaphern nichts an Relevanz verloren haben.


KRIEG DER WELTEN

ET: 28.08.25: limitierte 4K UHD Collector's Edition | FSK 12
R: Steven Spielberg | D: Tom Cruise, Dakota Fanning, Justin Chatwin
USA 2005 | Paramount Pictures


 


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