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DVD & BLU-RAY | 30.07.2025

LOCKED

Unerwartete Situationen kommen meist blitzschnell um die Ecke – so auch für den verschuldeten Eddie. Hätte er gewusst, dass aus einem einfachen Autoklau ein absoluter Albtraum wird, hätte er es sich vielleicht zweimal überlegt, ob er den luxuriösen SUV wirklich stehlen möchte. Doch er brauchte dringend Geld und so hat er nicht gezögert.

von Franziska Keil


© 2025 LEONINE Studios

Am 1. August erscheint der Spielfilm „LOCKED“ für das Heimkino und bringt ein klaustrophobisches Szenario auf die Bildschirme, das auf den ersten Blick packendes Psychodrama verspricht. Unter der Regie von David Yaroevsky versammelt der Film zwei prominente Namen, Bill Skarsgård und Anthony Hopkins, in einem intimen Setting, das eine Auseinandersetzung mit Gerechtigkeit, Rache und sozialer Kluft andeutet. „LOCKED“ adaptiert den argentinischen Film „4x4“ aus dem Jahr 2019 und versucht, dessen beklemmende Spannung in eine Charakterstudie zu übersetzen, die jedoch in ihrer Ausführung mitunter uneben und thematisch zuweilen oberflächlich bleibt. Die Prämisse von „LOCKED“ ist gleichermaßen prägnant wie reizvoll: Eddie Barrish (Bill Skarsgård), ein Kleinkrimineller, der verzweifelt Geld benötigt, um seinen Lieferwagen aus der Werkstatt zu holen und seine Tochter von der Schule abzuholen, versucht, ein scheinbar unverschlossenes schwarzes SUV auszurauben. Doch kaum ist er im Fahrzeug, schnappt die Falle zu: Das Auto ist eine Hightech-Falle, aus der es kein Entkommen gibt. Die Situation eskaliert schnell, als Eddie sich versehentlich ins Bein schießt und der Besitzer des Wagens, William (Anthony Hopkins), per Telefon in Erscheinung tritt. William, ein reicher Exzentriker, offenbart, dass dies der siebte Einbruch in sein Auto ist und er fest entschlossen ist, an Eddie ein Exempel zu statuieren, um seine eigene Form von Gerechtigkeit durchzusetzen. Der Film etabliert schnell eine beklemmende Atmosphäre. Yaroevskys Regie nutzt den beengten Raum des Fahrzeugs effektiv, um die Klaustrophobie und die Verzweiflung Eddies spürbar zu machen. Die Kameraarbeit konzentriert sich stark auf Skarsgård, der die physische und psychische Tortur seiner Figur überzeugend darstellt. Besonders gelingt es dem Film, die anfangs noch geringfügigen Konflikte – das zerkratzte Arm, der Schuss ins Bein – schnell in ein existentielles Ringen um Leben und Tod zu verwandeln. Die Erkenntnis Eddies, dass William mehr als nur Bestrafung im Sinn hat, treibt die Spannung voran. Anthony Hopkins' Darstellung des William ist erwartungsgemäß stark.


© 2025 LEONINE Studios

Er verleiht der Figur eine Mischung aus kälte Ironie und tiefer Verletztheit, die Williams Rachefeldzug antreibt. Obwohl seine Motivation durch eine tragische Vorgeschichte (der Tod eines Familienmitglieds durch ein Verbrechen) erklärt wird, bleibt Williams radikale Form der Selbstjustiz eine zutiefst verstörende Konstante. Wo der argentinische Vorgängerfilm „4x4“ die kriminelle Energie seines Protagonisten aggressiver darstellte, versucht das Drehbuch von Michael Arlen Ross in „LOCKED“, Eddie Barrish eine komplexere, sympathischere Kontur zu verleihen. Die Bemühungen, Eddie als einen im Grunde gutmeinenden Arbeiter darzustellen, der unglückliche Entscheidungen getroffen hat und dessen Liebe zu seiner Tochter sein Handeln rechtfertigen soll, sind spürbar. Beispiele wie seine Fürsorge für einen durstigen Hund im Nebenwagen sollen Empathie wecken. Doch hier stößt der Film an seine Grenzen. Bill Skarsgård, der in der Vergangenheit oft überzeugend exzentrische oder bedrohliche Rollen verkörperte, scheint die notwendige natürliche Sympathie für die Figur Eddie nicht vollständig ausstrahlen zu können. Es fällt dem Zuschauer zuweilen schwer, seiner Beteuerung Glauben zu schenken, er stünde kurz davor, sein Leben zum Besseren zu wenden. Die Figur bleibt in ihren Nuancen zu wenig greifbar, um die gewünschte emotionale Bindung zu erzeugen. Williams Charakter, trotz Hopkins' Bemühungen, wird zuweilen zu einer fast schon karikierten Darstellung des reichen, verbitterten Mannes, der soziale Permissivität anprangert. Diese gesellschaftspolitische Aufladung wirkt manchmal wie ein aufgesetzter Kommentar auf die Kluft zwischen Arm und Reich, der nicht tief genug in die psychologische Motivation der Figur eindringt. Die Folter und Qualen, denen William Eddie unterzieht, fühlen sich dadurch weniger als die logische Konsequenz eines zerrütteten Geistes an, sondern eher wie ein konstruiertes Mittel, um das Drama zu eskalieren. Die komplexe Rache Williams wirkt stellenweise unbegründet, was dem Film das Gefühl eines "Stunts" verleiht, ähnlich wie bei Filmen wie "Devil" oder "Buried", die eher von einer cleveren Prämisse als von tiefergehender Dramatik leben.


LOCKED

ET: 01.08.25: DVD, Blu-ray & digital | FSK 16
R: David Yarovesky | D: Bill Skarsgård, Anthony Hopkins, Ashley Cartwright
Großbritannien 2025 | LEONINE


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