Unerwartete
Situationen kommen meist blitzschnell um die Ecke – so auch
für den verschuldeten Eddie. Hätte er gewusst, dass aus
einem einfachen Autoklau ein absoluter Albtraum wird, hätte er
es sich vielleicht zweimal überlegt, ob er den luxuriösen
SUV wirklich stehlen möchte. Doch er brauchte dringend Geld und
so hat er nicht gezögert.
Am
1. August erscheint der Spielfilm „LOCKED“ für das
Heimkino und bringt ein klaustrophobisches Szenario auf die Bildschirme,
das auf den ersten Blick packendes Psychodrama verspricht. Unter der
Regie von David Yaroevsky versammelt der Film zwei prominente Namen,
Bill Skarsgård und Anthony Hopkins, in einem intimen Setting,
das eine Auseinandersetzung mit Gerechtigkeit, Rache und sozialer
Kluft andeutet. „LOCKED“ adaptiert den argentinischen
Film „4x4“ aus dem Jahr 2019 und versucht, dessen beklemmende
Spannung in eine Charakterstudie zu übersetzen, die jedoch in
ihrer Ausführung mitunter uneben und thematisch zuweilen oberflächlich
bleibt. Die Prämisse von „LOCKED“ ist gleichermaßen
prägnant wie reizvoll: Eddie Barrish (Bill Skarsgård),
ein Kleinkrimineller, der verzweifelt Geld benötigt, um seinen
Lieferwagen aus der Werkstatt zu holen und seine Tochter von der Schule
abzuholen, versucht, ein scheinbar unverschlossenes schwarzes SUV
auszurauben. Doch kaum ist er im Fahrzeug, schnappt die Falle zu:
Das Auto ist eine Hightech-Falle, aus der es kein Entkommen gibt.
Die Situation eskaliert schnell, als Eddie sich versehentlich ins
Bein schießt und der Besitzer des Wagens, William (Anthony Hopkins),
per Telefon in Erscheinung tritt. William, ein reicher Exzentriker,
offenbart, dass dies der siebte Einbruch in sein Auto ist und er fest
entschlossen ist, an Eddie ein Exempel zu statuieren, um seine eigene
Form von Gerechtigkeit durchzusetzen. Der Film etabliert schnell eine
beklemmende Atmosphäre. Yaroevskys Regie nutzt den beengten Raum
des Fahrzeugs effektiv, um die Klaustrophobie und die Verzweiflung
Eddies spürbar zu machen. Die Kameraarbeit konzentriert sich
stark auf Skarsgård, der die physische und psychische Tortur
seiner Figur überzeugend darstellt. Besonders gelingt es dem
Film, die anfangs noch geringfügigen Konflikte – das zerkratzte
Arm, der Schuss ins Bein – schnell in ein existentielles Ringen
um Leben und Tod zu verwandeln. Die Erkenntnis Eddies, dass William
mehr als nur Bestrafung im Sinn hat, treibt die Spannung voran. Anthony
Hopkins' Darstellung des William ist erwartungsgemäß stark.
Er
verleiht der Figur eine Mischung aus kälte Ironie und tiefer
Verletztheit, die Williams Rachefeldzug antreibt. Obwohl seine Motivation
durch eine tragische Vorgeschichte (der Tod eines Familienmitglieds
durch ein Verbrechen) erklärt wird, bleibt Williams radikale
Form der Selbstjustiz eine zutiefst verstörende Konstante. Wo
der argentinische Vorgängerfilm „4x4“ die kriminelle
Energie seines Protagonisten aggressiver darstellte, versucht das
Drehbuch von Michael Arlen Ross in „LOCKED“, Eddie Barrish
eine komplexere, sympathischere Kontur zu verleihen. Die Bemühungen,
Eddie als einen im Grunde gutmeinenden Arbeiter darzustellen, der
unglückliche Entscheidungen getroffen hat und dessen Liebe zu
seiner Tochter sein Handeln rechtfertigen soll, sind spürbar.
Beispiele wie seine Fürsorge für einen durstigen Hund im
Nebenwagen sollen Empathie wecken. Doch hier stößt der
Film an seine Grenzen. Bill Skarsgård, der in der Vergangenheit
oft überzeugend exzentrische oder bedrohliche Rollen verkörperte,
scheint die notwendige natürliche Sympathie für die Figur
Eddie nicht vollständig ausstrahlen zu können. Es fällt
dem Zuschauer zuweilen schwer, seiner Beteuerung Glauben zu schenken,
er stünde kurz davor, sein Leben zum Besseren zu wenden. Die
Figur bleibt in ihren Nuancen zu wenig greifbar, um die gewünschte
emotionale Bindung zu erzeugen. Williams Charakter, trotz Hopkins'
Bemühungen, wird zuweilen zu einer fast schon karikierten Darstellung
des reichen, verbitterten Mannes, der soziale Permissivität anprangert.
Diese gesellschaftspolitische Aufladung wirkt manchmal wie ein aufgesetzter
Kommentar auf die Kluft zwischen Arm und Reich, der nicht tief genug
in die psychologische Motivation der Figur eindringt. Die Folter und
Qualen, denen William Eddie unterzieht, fühlen sich dadurch weniger
als die logische Konsequenz eines zerrütteten Geistes an, sondern
eher wie ein konstruiertes Mittel, um das Drama zu eskalieren. Die
komplexe Rache Williams wirkt stellenweise unbegründet, was dem
Film das Gefühl eines "Stunts" verleiht, ähnlich
wie bei Filmen wie "Devil" oder "Buried", die
eher von einer cleveren Prämisse als von tiefergehender Dramatik
leben.
LOCKED
ET:
01.08.25: DVD, Blu-ray & digital | FSK 16
R: David Yarovesky | D: Bill Skarsgård, Anthony Hopkins,
Ashley Cartwright
Großbritannien 2025 | LEONINE