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KINO | 10.09.2025

DEMON SLAYER:
KIMETSU NO YAIBA INFINITY CASTLE

„Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle“ ist kein bloßes Fan-Service-Spektakel, sondern ein Anime-Blockbuster von seltener Wucht. Zwischen furiosen Kämpfen und stillen Rückblenden erzählt Haruo Sotozaki von Schuld, Hoffnung und Opfer – manchmal überladen, oft pathetisch, aber immer überwältigend. Ab 18. September im Kino.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Koyoharu Gotoge / SHUEISHA, Aniplex, ufotable

Am 18. September startet mit „Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle“ der erste Teil einer neuen Trilogie in den deutschen Kinos. Regisseur Haruo Sotozaki adaptiert damit die letzten Bände von Koyoharu Gotouges hochgelobtem Manga und führt die Zuschauerinnen und Zuschauer in jenes Reich, in dem sich die finale Konfrontation zwischen den Dämonenjägern und ihrem Erzfeind Muzan zuspitzt. Das Ergebnis ist ein filmisches Ereignis, das visuelle Wucht, emotionale Tiefe und erzählerische Ambition miteinander verbindet. Die Handlung knüpft direkt an die Ereignisse der vierten Serienstaffel an. Tanjiro Kamado, der junge Schwertkämpfer der Dämonenjäger-Corps, findet sich mit seinen Verbündeten in Muzans unendlichem Schloss wieder – einem surrealen, dreidimensionalen Labyrinth, das ebenso Kulisse wie Gegner ist. Hier entscheidet sich nicht nur das Schicksal der Jäger, sondern auch das seiner Schwester Nezuko, deren einzigartige Fähigkeit, trotz ihrer Verwandlung als Dämon im Sonnenlicht zu bestehen, Muzans Gier entfacht. Diese Konstellation verschränkt intime Konflikte mit weltumspannender Tragweite: Der Film erzählt zugleich von familiärer Bindung, von Loyalität und Verrat, von Schuld und Vergebung. Jeder Kampf wird zur existenziellen Auseinandersetzung, nicht nur zwischen Menschen und Dämonen, sondern zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Hoffnung und Verzweiflung. Sotozaki beweist erneut seine Meisterschaft in der Animation. Unterstützt von Akira Matsushima erschafft er ein Bilderpanorama, das in seiner Weite und Detailfülle an das Kinoepos heranreicht. Das „Infinity Castle“ selbst ist mehr als eine Kulisse: Es erscheint als atmender Organismus, dessen unendliche Räume und perspektivische Verschiebungen eine Atmosphäre der Bedrohung und Desorientierung erzeugen. Die Kampfchoreografien sind spektakulär und zugleich erzählerisch fundiert.


© Koyoharu Gotoge / SHUEISHA, Aniplex, ufotable

Besonders das Duell zwischen Tanjiro, Giyu und dem Dämon Akaza, das als emotionaler Höhepunkt inszeniert wird, vereint rasante Action mit psychologischer Tiefe. Hier wird der Kampf nicht bloßes Spektakel, sondern Ausdruck innerer Kämpfe, in denen Schuld, Zweifel und Sehnsucht nach Erlösung eine Rolle spielen. „Demon Slayer“ war immer schon von melodramatischen Untertönen geprägt, und „Infinity Castle“ führt diese Linie mit Nachdruck fort. Flashbacks und innere Monologe durchbrechen den Fluss der Action und öffnen Fenster in die Seelen der Figuren. Was in schwächeren Momenten die Erzählung etwas repetitiv erscheinen lässt, entfaltet in den gelungenen Szenen eine emotionale Wucht, die weit über die Grenzen des Genres hinausweist. Dass Sotozaki dabei immer wieder humorvolle Zwischentöne einstreut, verhindert, dass das Pathos erdrückend wirkt. Gerade diese Balance aus Ernst und Leichtigkeit macht den Film zugänglich – selbst für jene Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht mit der gesamten Mythologie des Franchise vertraut sind. Die Klangwelt von Yuki Kajiura und Go Shiina trägt entscheidend zum epischen Charakter bei. Orchestrale Passagen steigern die Dramatik der Kämpfe, während leise, fast meditative Motive die emotionalen Rückblenden unterstreichen. Bild und Ton verschmelzen zu einer Einheit, die die Leinwand sprengt und dem Anime-Format eine wahrhaft filmische Dimension verleiht. Natürlich ist „Infinity Castle“ erst der Beginn einer Trilogie. Manche Figuren treten nur am Rande in Erscheinung, manches bleibt bewusst unaufgelöst – das große Finale liegt noch in der Zukunft. Doch gerade diese Offenheit trägt zur Sogwirkung bei: Der Film eröffnet Räume, statt sie endgültig zu schließen. „Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba Infinity Castle“ ist ein furioser Auftakt zum letzten Kapitel der Saga – ein Werk, das die visuelle Kraft des Anime-Kinos mit großen Fragen nach Schuld, Hoffnung und Opferbereitschaft verbindet. Trotz kleinerer Längen bleibt der Film ein atemberaubendes Erlebnis, das sowohl Fans wie auch neugierigen Neueinsteigern etwas zu bieten hat. Dieser Film ist ein filmisches Ereignis, das beweist, dass Anime längst nicht mehr nur Nischenkultur ist, sondern zu den großen Mythen unserer Zeit gehört.


DEMON SLAYER: KIMETSU NO YAIBA INFINITY CASTLE

Start: 18.09.25 | FSK 16
R: Haruo Sotozaki | D: Animationsfilm
Japan 2025 | Crunchyroll


 


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