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KINO | 17.09.2025

DOWNTON ABBEY:
DAS GROSSE FINALE

Mit „Downton Abbey: Das große Finale“ findet eines der erfolgreichsten britischen Fernseh- und Kino-Franchises seinen würdigen Abschluss. Zwischen prachtvollen Kostümen, gesellschaftlichem Wandel und leisen Abschiedstönen gelingt Regisseur Simon Curtis ein eleganter Schlussakkord, der Nostalgie und filmische Opulenz vereint.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2025 FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED.

Am 18. September kehrt Downton Abbey auf die große Leinwand zurück – als letzter Akt einer Erfolgsgeschichte, die einst als britische Fernsehserie begann und längst zu einem internationalen Kulturphänomen geworden ist. Unter der Regie von Simon Curtis und mit einem Drehbuch von Julian Fellowes schließt sich nun der Kreis eines Franchises, das über sechs Serienstaffeln und zwei Kinofilme hinweg die Sehnsucht nach einer Welt voller Etikette, Tradition und gesellschaftlicher Umbrüche mit großer Eleganz inszenierte. Dass aus einer Fernsehserie, die in den 2010er-Jahren mit fein beobachteten Gesellschaftsporträts und detailverliebter Ausstattung ihr Publikum fesselte, eine eigenständige Kinoreihe hervorgegangen ist, gleicht einer kleinen Sensation. Mit „Downton Abbey“ (2019) und „Downton Abbey: Eine neue Ära“ (2022) zeigte sich, dass der Zauber der Familie Crawley und ihres Bedienstetenstabs das Wohnzimmer sprengen und auch im Kino bestehen kann. Das große Finale ist damit nicht nur ein dritter Teil, sondern auch eine Verbeugung vor der Loyalität einer Fangemeinde, die bereit ist, sich noch einmal von der aristokratischen Welt im Yorkshire Manor umfangen zu lassen. Spielort in „Downton Abbey: Das große Finale“ ist das Jahr 1930 – eine Zeit, in der die Moderne unwiderruflich in das Gefüge der alten Ordnung eindringt. Robert Crawley (Hugh Bonneville) und seine Frau Cora (Elizabeth McGovern) versuchen, die gesellschaftliche Saison in London zu genießen, doch die Gegenwart duldet kein „Weiter wie bisher“. Lady Mary (Michelle Dockery), nach dem Tod der legendären Violet Crawley (Maggie Smith, in Rückblenden präsent) zur eigentlichen Hüterin des Hauses geworden, kämpft mit den Folgen ihrer Scheidung und mit den finanziellen Sorgen des Anwesens. Diese Spannung zwischen Tradition und Umbruch ist seit jeher das Leitmotiv von Downton Abbey.


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Auch diesmal wird das Private zur Projektionsfläche des Gesellschaftlichen: Marys Verlust ihres gesellschaftlichen Status spiegelt den Niedergang einer ganzen Klasse, während die Hoffnung auf ein amerikanisches Erbe den transatlantischen Wandel markiert. Doch Downton Abbey wäre nicht Downton Abbey, wenn es nicht auch die Geschichten „unten“ erzählen würde. Carson (Jim Carter), der Butler der alten Schule, kann den Abschied nicht vollziehen, Anna Bates (Joanne Froggatt) trägt neues Leben unter dem Herzen, und auch die jüngeren Bediensteten stehen vor Veränderungen, die ihre Loyalität zum Haus auf die Probe stellen. Dieser Blick auf die Dienerschaft verleiht der Saga ihre besondere Spannung: Die Schicksale sind miteinander verwoben, und die Unterschiede im Status werden durch geteilte Schicksale menschlich relativiert. Visuell ist „Downton Abbey: Das große Finale“ ein Triumph der Ausstattungskunst. Kameramann Ben Smithard taucht das Geschehen in ein schimmerndes Licht, das die Illusion einer versunkenen Welt neu belebt. Die Kostüme von Anna Robbins übertreffen erneut alles, was die Serie und die bisherigen Filme geboten haben: funkelnde Glasperlen, fließende Seidenstoffe, scharlachrote Ballroben, die in ihrer Eleganz fast skulptural wirken. Die visuelle Sprache des Films ist ein bewusstes Überwältigungserlebnis, ein Eintauchen in eine vergangene Epoche, die zugleich nostalgisch verklärt und mit subtiler Melancholie durchzogen ist. Die Handlung verläuft, wie es für das Franchise typisch ist, weniger in großen dramatischen Bögen als in fein orchestrierten Episoden. Exposition und Dialoge tragen bisweilen einen leicht bühnenhaften Ton, doch diese bewusst altmodische Geste fügt sich in die Gesamtästhetik ein. Entscheidend ist nicht, was geschieht, sondern wie es geschieht: die kleinen Gesten, die Blicke, das Changieren zwischen höfischer Zurückhaltung und menschlicher Emotion. Besonders auffällig ist, wie sehr dieser Film die Themen Verlust, Wandel und Neubeginn ins Zentrum rückt. Es ist ein Film, der sich seiner Endgültigkeit bewusst ist – und gerade dadurch jene feine Balance aus Nostalgie und Abschiedsschmerz erreicht, die ihn zum würdigen Schlussakkord erhebt.


DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE

Start: 18.09.25 | FSK 16
R: Simon Curtis | D: Michelle Dockery, Hugh Bonneville, Laura Carmichael
Großbritannien, USA 2025 | Universal Pictures Germany


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