Mit „Downton
Abbey: Das große Finale“ findet eines der erfolgreichsten
britischen Fernseh- und Kino-Franchises seinen würdigen Abschluss.
Zwischen prachtvollen Kostümen, gesellschaftlichem Wandel und
leisen Abschiedstönen gelingt Regisseur Simon Curtis ein eleganter
Schlussakkord, der Nostalgie und filmische Opulenz vereint.
Am
18. September kehrt Downton Abbey auf die große Leinwand zurück
– als letzter Akt einer Erfolgsgeschichte, die einst als britische
Fernsehserie begann und längst zu einem internationalen Kulturphänomen
geworden ist. Unter der Regie von Simon Curtis und mit einem Drehbuch
von Julian Fellowes schließt sich nun der Kreis eines Franchises,
das über sechs Serienstaffeln und zwei Kinofilme hinweg die Sehnsucht
nach einer Welt voller Etikette, Tradition und gesellschaftlicher
Umbrüche mit großer Eleganz inszenierte. Dass aus einer
Fernsehserie, die in den 2010er-Jahren mit fein beobachteten Gesellschaftsporträts
und detailverliebter Ausstattung ihr Publikum fesselte, eine eigenständige
Kinoreihe hervorgegangen ist, gleicht einer kleinen Sensation. Mit
„Downton Abbey“ (2019) und „Downton Abbey: Eine
neue Ära“ (2022) zeigte sich, dass der Zauber der Familie
Crawley und ihres Bedienstetenstabs das Wohnzimmer sprengen und auch
im Kino bestehen kann. Das große Finale ist damit nicht nur
ein dritter Teil, sondern auch eine Verbeugung vor der Loyalität
einer Fangemeinde, die bereit ist, sich noch einmal von der aristokratischen
Welt im Yorkshire Manor umfangen zu lassen. Spielort in „Downton
Abbey: Das große Finale“ ist das Jahr 1930 – eine
Zeit, in der die Moderne unwiderruflich in das Gefüge der alten
Ordnung eindringt. Robert Crawley (Hugh Bonneville) und seine Frau
Cora (Elizabeth McGovern) versuchen, die gesellschaftliche Saison
in London zu genießen, doch die Gegenwart duldet kein „Weiter
wie bisher“. Lady Mary (Michelle Dockery), nach dem Tod der
legendären Violet Crawley (Maggie Smith, in Rückblenden
präsent) zur eigentlichen Hüterin des Hauses geworden, kämpft
mit den Folgen ihrer Scheidung und mit den finanziellen Sorgen des
Anwesens. Diese Spannung zwischen Tradition und Umbruch ist seit jeher
das Leitmotiv von Downton Abbey.
Auch
diesmal wird das Private zur Projektionsfläche des Gesellschaftlichen:
Marys Verlust ihres gesellschaftlichen Status spiegelt den Niedergang
einer ganzen Klasse, während die Hoffnung auf ein amerikanisches
Erbe den transatlantischen Wandel markiert. Doch Downton Abbey wäre
nicht Downton Abbey, wenn es nicht auch die Geschichten „unten“
erzählen würde. Carson (Jim Carter), der Butler der alten
Schule, kann den Abschied nicht vollziehen, Anna Bates (Joanne Froggatt)
trägt neues Leben unter dem Herzen, und auch die jüngeren
Bediensteten stehen vor Veränderungen, die ihre Loyalität
zum Haus auf die Probe stellen. Dieser Blick auf die Dienerschaft
verleiht der Saga ihre besondere Spannung: Die Schicksale sind miteinander
verwoben, und die Unterschiede im Status werden durch geteilte Schicksale
menschlich relativiert. Visuell ist „Downton Abbey: Das große
Finale“ ein Triumph der Ausstattungskunst. Kameramann Ben Smithard
taucht das Geschehen in ein schimmerndes Licht, das die Illusion einer
versunkenen Welt neu belebt. Die Kostüme von Anna Robbins übertreffen
erneut alles, was die Serie und die bisherigen Filme geboten haben:
funkelnde Glasperlen, fließende Seidenstoffe, scharlachrote
Ballroben, die in ihrer Eleganz fast skulptural wirken. Die visuelle
Sprache des Films ist ein bewusstes Überwältigungserlebnis,
ein Eintauchen in eine vergangene Epoche, die zugleich nostalgisch
verklärt und mit subtiler Melancholie durchzogen ist. Die Handlung
verläuft, wie es für das Franchise typisch ist, weniger
in großen dramatischen Bögen als in fein orchestrierten
Episoden. Exposition und Dialoge tragen bisweilen einen leicht bühnenhaften
Ton, doch diese bewusst altmodische Geste fügt sich in die Gesamtästhetik
ein. Entscheidend ist nicht, was geschieht, sondern wie es geschieht:
die kleinen Gesten, die Blicke, das Changieren zwischen höfischer
Zurückhaltung und menschlicher Emotion. Besonders auffällig
ist, wie sehr dieser Film die Themen Verlust, Wandel und Neubeginn
ins Zentrum rückt. Es ist ein Film, der sich seiner Endgültigkeit
bewusst ist – und gerade dadurch jene feine Balance aus Nostalgie
und Abschiedsschmerz erreicht, die ihn zum würdigen Schlussakkord
erhebt.
DOWNTON ABBEY: DAS GROSSE FINALE
Start:
18.09.25 | FSK 16
R: Simon Curtis | D: Michelle Dockery, Hugh Bonneville, Laura Carmichael
Großbritannien, USA 2025 | Universal Pictures Germany