KINO | 04.06.2025

BRIDGET JONES - VERRÜCKT NACH IHM

Die zweifache Oscar®-Preisträgerin Renée Zellweger schlüpft einmal mehr in die Rolle, mit der sie eine Filmikone für die Ewigkeit schuf. Bridget, inzwischen verwitwete, alleinerziehende Mutter, muss Arbeit, Elternschaft und Romantik unter einen Hut bringen. Mit Hilfe ihrer treuen Freunde meistert Bridget die Begegnung mit einem jüngeren Mann - und eine Reihe unangenehmer Interaktionen mit einem Naturwissenschaftslehrer - während sie sich bemüht, einen neuen Weg in Richtung Leben und Liebe zu finden.

von Franziska Keil


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Bridget Jones (Renée Zellweger) lebt, seitdem ihr Mann Mark (Colin Firth) vor vier Jahren starb, als alleinerziehende Mutter und kümmert sich mit viel Hingabe um ihren 9-jährigen Sohn Billy und die 4-jährige Mabel. Dabei erhält sie tatkräftige Unterstützung von ihren treuen Freunden, die wie eine Wahlfamilie für sie sind, sowie von ihrem ehemaligen Liebhaber Daniel Cleaver (Hugh Grant), der immer wieder zur Hilfe kommt. Ermutigt von dieser starken Gemeinschaft, wagt sich Bridget wieder in die Arbeitswelt und versucht, wieder Erfüllung in ihrem Leben zu finden. Doch der Spagat zwischen Familie, Karriere und den Herausforderungen des Liebeslebens wird immer schwieriger. Sie muss sich nicht nur gegen die Vorurteile der perfekten Mütter in der Schule behaupten, sondern auch mit den Annäherungsversuchen eines deutlich jüngeren Mannes und den unangenehmen Begegnungen mit dem naturwissenschaftlichen Lehrer ihres Sohnes zurechtkommen.

Mit „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ betritt eine Ikone des romantischen Komödienkinos abermals die Leinwand – diesmal mit mehr Reife, Verletzlichkeit und emotionaler Tiefe als je zuvor. Der vierte Teil der beliebten Reihe, der nun auch für das Heimkino auf Blu-ray und DVD erschienen ist, stellt sich der Herausforderung, einer über zwei Jahrzehnte gewachsenen Fangemeinde gerecht zu werden, ohne in bloßer Wiederholung oder nostalgischer Erstarrung zu verharren. Regisseur Michael Morris, bislang nicht in das Franchise involviert, wagt sich an eine vielschichtige Neuinterpretation des Bridget-Jones-Kosmos. An seiner Seite stehen mit Helen Fielding, Dan Mazer und Abi Morgan drei Drehbuchautoren, die geschickt zwischen Hommage und Weiterentwicklung balancieren. Der Film schafft es, das Vertraute nicht nur zu zitieren, sondern in neue, oftmals ernstere Kontexte zu überführen. So werden etwa Bridgets ikonische Eigenschaften – ihre liebenswerte Tollpatschigkeit, ihr Hang zur Selbstironie, ihre unverbesserliche Romantik – in ein neues Licht gerückt, das zugleich versöhnlich wie melancholisch anmutet. Im Zentrum der Handlung steht Bridget als verwitwete Mutter zweier Kinder, die sich mit dem plötzlichen Verlust ihres Ehemanns Mark Darcy auseinandersetzen muss. Die filmische Verarbeitung dieses traumatischen Erlebnisses ist unerwartet feinfühlig geraten: Die Szenen, in denen Bridgets Trauer in stillen Momenten der Erinnerung greifbar wird – etwa auf einer windumtosten Heide –, gehören zu den stärksten der gesamten Reihe.


© Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.

Hier offenbart der Film eine emotionale Tiefe, die ihn deutlich von seinen Vorgängern abhebt. Die Einführung neuer Figuren – insbesondere des deutlich jüngeren Liebhabers Roxster und des stillen, intellektuellen Mr. Wallaker – bringt frischen Wind in Bridgets Leben. Roxsters jugendlicher Überschwang steht dabei im klaren Kontrast zu Wallakers nachdenklicher Ruhe. Beide Figuren dienen jedoch weniger der Liebesdramaturgie als vielmehr Bridgets innerer Entwicklung. So fungiert die Sommerromanze mit Roxster nicht zuletzt als Katalysator für eine Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, der Selbstwahrnehmung und dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck gegenüber Frauen jenseits der 40. Problematisch bleibt indes die Art und Weise, wie der Film bestimmte soziale Konventionen behandelt. Besonders Daniel Cleaver, der ewige Schurke mit charmantem Grinsen, wirkt in seinem ungebrochenen Jagdtrieb auf sehr junge Frauen wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Seine Auftritte sind zwar unterhaltsam, aber auch Ausdruck einer erzählerischen Behäbigkeit, die in Zeiten nach #MeToo zunehmend deplatziert wirkt. Szenen, in denen seine respektlosen Gesten als humoristisches Mittel fungieren sollen, wirken nicht nur altmodisch, sondern unangenehm anachronistisch.

Trotz vereinzelter klischeehafter Zuspitzungen gelingt es dem Film, Bridgets Entwicklung glaubwürdig zu inszenieren. Ihre Rückkehr in den Berufsalltag als TV-Produzentin, ihr Versuch, den Alltag mit Kindern, Job und neuer Liebe zu meistern, sowie die Auseinandersetzung mit Trauer und Einsamkeit, verleihen der Figur eine Tiefe, die lange vermisst wurde. Renée Zellweger gelingt es dabei meisterhaft, zwischen komödiantischer Leichtigkeit und ernster Reflexion zu changieren. Ihre Darstellung ist sensibel, pointiert und durchweg überzeugend. „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ ist kein perfekter Film. Er schwankt zwischen sentimentaler Rückschau und modernem Selbstanspruch, zwischen überholtem Slapstick und berührendem Realismus. Doch genau diese Ambivalenz macht ihn letztlich sehenswert. Denn er spiegelt eine Lebensrealität wider, in der Brüche, Unsicherheiten und Wandel nicht als dramaturgische Stolpersteine, sondern als erzählerisches Fundament dienen. Für all jene, die mit Bridget Jones aufgewachsen sind, bietet dieser Film einen reifen, wenn auch nicht makellosen, Abschluss eines Kapitels – und vielleicht zugleich den Auftakt für ein neues. Als Heimkinoveröffentlichung auf Blu-ray und DVD ist er nicht nur eine Gelegenheit zur Wiederbegegnung, sondern auch eine Einladung zur Reflexion über das eigene Älterwerden – charmant, bittersüß und, ja, ein bisschen verrückt.


BRIDGET JONES - VERRÜCKT NACH IHM

ET: 29.05.25: Blu-ray & DVD | FSK 12
R: Michael Morris | D: Renée Zellweger, Chiwetel Ejiofor, Leo Woodall
Großbritannien 2025 | Universal Pictures Germany GmbH


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