DVD & BLU-RAY | 28.08.2024

#DOYOUTHINKIAMSEXY?

Die Studentin Charlize steckt in notorischen Geldnöten und arbeitet deswegen heimlich als Erotik-Camgirl. Eines Tages wird sie online von ihrem Dozenten Trystan erkannt. Er nötigt Charlize zu einem privaten Treffen und vergeht sich an ihr. Als sie Trystan anzeigt, glaubt man ihr nicht. Stattdessen wird sie exmatrikuliert. Charlize sinnt auf Rache.

von Franziska Keil


© Busch Media Group

Die Informatikstudentin Charlize verdient ihren Lebensunterhalt als Model im Internet, indem sie vor der Kamera diverse Wünsche ihrer User erfüllt. Doch eines Tages erkennt sie ihr neuer Professor Trystan und erpresst sie: Will sie den Kurs bestehen, muss sie ihm entgegenkommen. Doch Charlize, alias Elle kann die Sache nicht auf sich beruhen lassen.

Der philippinische Spielfilm "#DOYOUTHINKIAMSEXY?", der auf DVD erschienen ist, hat in den letzten Wochen für Aufsehen gesorgt, nicht nur wegen seiner provokanten Fragestellung, sondern auch aufgrund der Themen, die er behandelt. Der Film versucht, die Herausforderungen junger Frauen in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Gesellschaft zu beleuchten. Doch trotz seiner ambitionierten Ansätze bleibt er in der Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Der Film beginnt mit der Vorstellung von Charlize, einer jungen Frau, die in der Welt des Online-Entertainments Fuß fassen möchte. Die Idee, dass sie in ihrem eigenen Raum agiert – geschützt vor übergriffigen Berührungen und dem Druck der realen Welt – ist zunächst vielversprechend.

Diese Darstellung könnte als ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Empowerment interpretiert werden. Doch schnell wird klar, dass diese vermeintliche Sicherheit trügerisch ist. Charlizes Rolle als Online-Performer wird durch ihre Interaktionen mit ihrer Mutter und ihrem Professor kompliziert. Ihre Mutter ist eine Figur, die ständig Geld von ihr verlangt und dabei emotionale Erpressung anwendet. Dies spiegelt ein häufiges Problem wider: Die Erwartung an Frauen, finanziell für ihre Familien zu sorgen, während sie gleichzeitig unter Druck gesetzt werden, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Diese Dynamik wird im Film nicht ausreichend thematisiert und bleibt somit oberflächlich. Ein zentrales Thema des Films sind sexuelle Übergriffe und deren Folgen.


© Busch Media Group

Während Charlize versucht, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden, wird sie mit der Realität konfrontiert: Die Richtlinien ihrer Plattform ändern sich, erotische Inhalte werden verboten und es kommt schließlich zu einem sexuellen Übergriff. Hier hätte der Film eine wichtige Diskussion über Consent und die Verantwortung von Institutionen führen können. Stattdessen wird das Thema jedoch nur am Rande behandelt. Die Szene, in der Charlize passiv auf den Diebstahl ihres Handys reagiert, ist symptomatisch für die gesamte Inszenierung: Sie zeigt eine erschreckende Unbeteiligtheit gegenüber Gewalt und Übergriffen. Die Charaktere im Film sind leider eindimensional und oft klischeehaft dargestellt. Charlizes Professor erkennt sie lediglich an einer Geste – dem Haar hinter das Ohr streichen – was absurd erscheint und die Frage aufwirft: Wie viel Wert hat eine solche „Erkenntnis“? Diese oberflächliche Charakterisierung führt dazu, dass das Publikum keine emotionale Verbindung zu den Protagonisten aufbauen kann.

Darüber hinaus leidet der Film unter einem langsamen Erzähltempo und einer statischen Inszenierung. Trotz ernsthafter Themen wie sexueller Gewalt und familiärer Belastungen zieht sich das Geschehen über 106 Minuten hinweg ohne nennenswerte Spannungsbögen oder Entwicklungen. Dies führt dazu, dass selbst potenziell kraftvolle Botschaften im Sande verlaufen. Aus feministischer Sicht ist "#DOYOUTHINKIAMSEXY?" ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Geschichten über Frauen ernsthaft zu erzählen. Der Film bietet zwar einen Ansatz zur Auseinandersetzung mit Themen wie Sexualität, Machtverhältnissen und Identität; jedoch scheitert er daran, diese Themen tiefgründig zu behandeln oder einen wirklichen Dialog anzustoßen. Stattdessen bleibt er in einer oberflächlichen Betrachtung gefangen und verpasst es, die Komplexität weiblicher Erfahrungen adäquat darzustellen. Die Möglichkeit eines empowernden Narrativs wird durch schwache schauspielerische Leistungen und ungeschickte Regieentscheidungen zunichtegemacht.


#DOYOUTHINKIAMSEXY?

ET: 24.07.24: DVD & VoD | FSK 16
R: Dennis Marasigan | D: Chloe Barreto, Marco Gomez, Chloe Jenna
Philippinen 2022 | Busch Media Group

Bonusmaterial: Original Trailer; Trailershow; Wendecover



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