DVD & BLU-RAY | 07.03.2024

Wir und das Tier -
Ein Schachthausmelodram

Der moderne Mensch hat sich immer weiter vom Schlachtprozess entfernt – denn am Anfang steht dabei immer der Tod eines Tieres. Doch was bedeutet ein solcher Akt für die schlachtenden Menschen? Der Film begleitet fernab aller Klischees und verblüffend offen langjährige Schlachthofarbeiter, routinierte Meister und Lehrlinge mit großen Idealen. Was macht es mit uns, wenn wir Tiere töten?

von Franziska Keil


© Tiberius Film GmbH

In der heutigen Zeit hat sich der moderne Mensch immer weiter von den Prozessen der Schlachtung entfernt, denn am Anfang steht immer der Tod eines Tieres. Doch was bedeutet ein solcher Akt für die Menschen, die diese Aufgabe übernehmen? Welche Erkenntnisse können wir daraus gewinnen? In seinem Dokumentarfilm beleuchtet David Spaeth die vielschichtige Beziehung zwischen Menschen und den Tieren, die geschlachtet werden. Der Schlachtermeister Jürgen vermittelt seinen Lehrlingen nicht nur das handwerkliche Können, sondern auch eine respektvolle Haltung im Umgang mit den Tieren. Zwei Freundinnen verlassen ihre gewohnte Komfortzone, um an einem Schlachtkurs teilzunehmen und dadurch ein tieferes Verständnis für den Prozess zu entwickeln. Gleichzeitig forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Norwegen an einem modernen Schlachtroboter, der die Art und Weise der Schlachtung verändern könnte. Währenddessen arbeitet Ionel in einem Schlachthof und tötet Tiere in einem immer wiederkehrenden Prozess am Fließband. Diese verschiedenen Perspektiven ermöglichen es, das komplexe Thema der Schlachtung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft damit umgehen.

„Wir und das Tier - Ein Schlachthausmelodram“ von Regisseur David Spaeth legt den Finger auf einen eklatanten Widerspruch in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite lieben und respektieren wir Tiere, auf der anderen Seite töten wir sie, um sie zu essen. Kann man diesen Widerspruch logisch auflösen? Damit beschäftig sich diese gelungene und sehenswerte Dokumentation. Um sich diesem Widerspruch zu nähern, porträtiert er einige Schlachter und befragt sie zu ihrem Verhältnis zu Tieren. So sehen wir junge Auszubildende in einem Schlachthof, Menschen die einen Schlachtkurz belegen und Menschen, die am Fließband im größten Rinderschlachthof Europas arbeiten. Diese Beschreibung allein macht deutlich, dass in unserer Gesellschaft etwas nichts stimmt. Die Menschen verlegen diese Tätigkeiten in anonyme Bereiche, die man in der Regel nicht sieht. Diese Dokumentation beleuchtet diese Bereiche und macht sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das verstört, macht nachdenklich und wirft viele Fragen auf.

Der Film präsentiert in seinen 90 Minuten Bilder, die man so noch nie gesehen hat. Bilder, die es wert sind gezeigt zu werden. Bilder, die das Publikum in eine fremde Welt entführen und betroffen machen. Diese Aufnahmen sind nichts für schwache Nerven, um so wichtiger ist es, sie zu zeigen, um damit eine gesellschaftliche Diskussion anzuregen. Wir bekommen in dieser Dokumentation hautnahe Einblicke in Schlachthöfe, bekommen einen Überblick über die verschiedenen Schlachtmethoden, sehen Roboter, die tote Tiere zerlegen und vieles mehr. Doch dabei wird die Dokumentation niemals klischeehaft oder gar sensationslüstern. Die mündlichen Erklärungen ordnen die Bilder ein uns stellen sie in einen größeren Zusammenhang. David Spaeth legt einen Schwerpunkt auf die ethischen Fragen in diesem Zusammenhang. Leider kommen dadurch die ökologischen Fragen etwas zu kurz. So ist die Massentierhaltung und die damit verbundene Schlachtung von Tieren nicht nur ein ethisches Problem, sondern ein Umstand, der zahlreiche Probleme, wie Raubbau an der Natur, Zerstörung von natürlichen Lebensräumen und hohe Treibhausgasemissionen verursacht. Vom Tierschutz und Tierwohl ganz zu schweigen.


WIR UND DAS TIER
Ein Schlachthausmelodram

ET: 14.03.24: Digital / 04.04.24 | FSK 12
Bereits am 11. März um 23:35 Uhr im Ersten zu sehen.
R: David Spaeth | Dokumentation
Deutschland 2023 | Tiberius Film



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