DVD & BLU-RAY | 22.01.2021

EXIL

Der im Kosovo geborene Xhafer ist Pharmaingenieur, verheiratet, hat drei Kinder und lebt seit Jahren ein bürgerliches Leben in einer mittelgroßen deutschen Stadt. Nach und nach beschleicht ihn jedoch das Gefühl, dass er an seinem Arbeitsplatz diskriminiert und schikaniert wird. Dieser Eindruck verstärkt sich zusehends, und als er eines Tages eine tote Ratte an seinem Gartentor findet ist für ihn endgültig klar: seine Kollegen haben hier ein rassistisches Statement gesetzt.

von Franziska Keil


© Alamode Film

Xhafer (Mišel Maticevic) kommt eigentlich aus dem Kosovo, führt aber zusammen mit seiner Frau Nora (Sandra Hüller) und den drei Kindern schon seit Jahren ein bescheidenes aber glückliches Leben in Deutschland. Doch irgendwas stimmt in letzter Zeit auf seiner Arbeit nicht. Der Pharmaingenieur hat das Gefühl, dass er dort diskriminiert und schikaniert wird. Endgültig in seiner Vermutung bestätigt sieht er sich, als er eines Tages eine tote Ratte an seinem Gartentor findet. Jedes Vorkommnis, jede Aussage und jede Geste seiner Kollegen wird von da an zu einem weiteren Beleg für seine Vorahnung. Doch jeder neue Arbeitstag wird so zu einer weiteren Zumutung. Nora glaubt jedoch nicht wirklich an eine Verschwörung der Arbeitskollegen gegen ihren Mann. Vielleicht liegt es auch gar nicht an seiner Herkunft, sondern sie mögen ihn einfach nur nicht? Doch Xhafer bemerkt immer mehr Vorfälle, die seine Ansichten stützen. Aber passieren sie wirklich oder entspringen sie nur seiner Fantasie?

„Exil“ von Regisseur Visar Morina („Babai“) bietet interessante Einblicke in die deutsche Gegenwartsgesellschaft und setzt sich offensiv mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander. Der Handlungsrahmen, in welchem sich diesen Themen abspielen, ist spannend aufgebaut, verliert aber im Laufe des Films zunehmend an Unterhaltungswert, da die Prämisse schnell erkennbar ist. Der Film beleuchtet Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft auf seine ganz eigene Art und Weise. Wo sich andere Filme mit den gesellschaftlichen Auswirkungen beschäftigen und die politische Ebene beleuchten, geht „Exil“ einen anderen Weg. Sein Fokus liegt auf der alltäglichen Welt der Betroffenen. Der Freundes- und der Bekanntenkreis und das Arbeitsumfeld stehen im Mittelpunkt der Erzählung.

Das führt zu spannenden und eindringlichen Momenten in diesem Drama, das mit zwei herausragenden Darstellern besticht. Solange der Film im Dunkeln tappt, entfaltet die Handlung ihre ganze erzählerische Stärke. Man kann als Zuschauer nicht einschätzen, was da genau passiert. Das ist spannend und erzählerisch stark. Geht es um Fremdenfeindlichkeit und/oder Mobbing und wie steht es um die Paranoia des Protagonisten? Der Film spielt dabei gekonnt mit den Erwartungen der Zuschauer. Irgendwann vermutet der Protagonist hinter allen negativen Dingen die ihm passieren nur noch Fremdenhass, was seine Wahnvorstellungen befeuert. Diese Geisteshaltung greift schnell über in andere Bereiche. Geht seine Frau etwa fremd? Wenn man nur will, sieht man überall Zeichen und Hinweise für die eigenen Theorien. Der Film arbeitet gekonnt heraus, wie durch Feindseligkeit Misstrauen entsteht und das Miteinander der Menschen zunehmend gesellschaftlich vergiftet wird.


EXIL

Deutschland, Belgien, Kosovo 2020 | Alamode Film | : 22. Januar 2021 (FSK 12)
R: Visar Morina | D: Mišel Maticevic, Sandra Hüller, Rainer Bock, Thomas Mraz, Flonja Kodheli


 

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