DVD & BLU-RAY | 19.08.2020

LINDENBERG! Mach dein Ding

Von seiner Kindheit im westfälischen Gronau bis zum ersten, alles entscheidenden Bühnenauftritt in Hamburg 1973; von seinen Anfängen als hochbegabter Jazz- Schlagzeuger und seinem abenteuerlichen Engagement in einer US-amerikanischen Militärbasis in der Libyschen Wüste, über Rückschläge mit seiner ersten LP bis zu seinem Durchbruch mit Songs wie „Mädchen aus Ost-Berlin“ oder „Hoch im Norden“ und „Andrea Doria“.

von Richard-Heinrich Tarenz


© DCM Letterbox Sandra Hoever

Auch lange vor seinem großen Bühnendurchbruch 1973 in Hamburg, seinen 4,4 Millionen verkauften Tonträgern und erfolgreichen Songs wie „Mädchen aus Ost-Berlin“, „Andrea Doria“, „Sonderzug nach Pankow“, „Hinterm Horizont“ und „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ erlebte der Rockmusiker Udo Lindenberg (Jan Bülow) aus der westfälischen Provinz, der Mann mit den langen Haaren und dem Hut, schon so manches Abenteuer. Bevor alles begann, zog es ihn von der Einöde Gronaus nach Hamburg, wo er Paula (Ruby O. Fee) kennenlernte, die zwar nicht seine große Liebe, dafür aber ein ziemlicher Feger ist. Als mit Steffi Stephan (Max von der Groeben) das Dreiergespann komplett ist, entwickelt sich die Idee, eine Band zu gründen – das war schon immer Udos großer Traum. Doch der Weg dahin war lang: Er trommelte als Jazz-Schlagzeuger in Bands, hatte einen höchtsgefährlichen Auftritt in einer US-amerikanischen Militärbasis mitten in der libyschen Wu¨ste und glaubte immer daran, es bis nach ganz oben zu schaffen. Mit seinen Markenzeichen und seiner unvergleichlichen Art zog er ganz einfach sein Ding durch…

„Lindenberg! Mach dein Ding“ von Regisseurin Hermine Huntgeburth („Neue Vahr Süd“) ist ein sehenswertes Lindenberg-Biopic mit tollen Schauspielerinnen und Schauspielern, welches sehr liebe voll ausgestattet wurde und sehr viel Wert auf Authentizität legt. Das Drehbuch ist durchweg rund und hat nur wenige Schwachpunkte. Der Film, der nun auf DVD und Blu-ray, sowie digital erscheint, lässt eine spannende Epoche der jüngeren deutschen Geschichte wiederaufleben. Der Umstand, dass dieser Film gedreht wurde, erscheint zwangsläufig, ist Udo Lindenberg doch längst eine lebende Musik-Ikone.


© DCM Letterbox Gordon Timpen

Er hat knapp über 20 Millionen Tonträger verkauft und an die 50 Alben veröffentlicht. Der mittlerweile 73-jährige steht in einer Linie mit Marius-Müller Westernhagen und Herbert Grönemeyer. Auch wenn man seine Musik nicht unbedingt mag, bleibt der Lebenslauf von Udo Lindenberg doch interessant und spannend. Dieser Film beleuchtet absichtlich seine ersten Karriereschritte und endet schließlich im Jahre 1973. Dabei wird der Zeitgeist der frühen 1970er Jahre sehr gut eingefangen. Der eigentliche Star und die Entdeckung des Films ist Jan Bülow als junger Lindenberg. Der Schauspieler war bislang hauptsächlich als Theaterschauspieler in Erscheinung getreten. Er meistert seine Sache mit Bravour. Denn schließlich steht und fällt ein Biopic mit der Auswahl des passenden Schauspielers. Inhaltlich zeigt der Film einige wenige wichtige Ereignisse im Leben des jungen Udo Lindenbergs. Schließlich muss man auch bei einer Laufzeit von 2 Stunden und 15 Minuten nicht alles zeigen.

Erzählerisch spielt der Film in den frühen Siebzigern und erzählt mittels Rückblenden seine Kindheit und Jugend und ein für ihn traumatisches Libyen-Engagement. Ebenfalls eine überzeugende darstellerische Leistung liefert Max von der Groeben ab als Dauerkumpel, Trinkkumpan und Mitmusiker Steffie Stephan. Er ist in seiner Rolle kaum wiederzuerkennen. Sehr viel Spaß machen die teilweise etwas surreal anmutenden Auftritte von Detlev Buck als Teldec-Talentscout Mattheisen. Er spielt diese Figur mit wundervoll schmierigem Charme und stets etwas drüber. Leider nicht wirklich überzeugend besetzt ist Julia Jentsch als die Mutter von Udo Lindenberg. Sie wirkt viel zu jung für ihre Rolle, kann aber diesen Umstand wettmachen durch jede Menge schauspielerisches Talent. Dieser Film lässt viele Fragen unbeantwortet und wirkt bisweilen wie ein buntes Kaleidoskop einer verrückten Zeit. Aber vielleicht ist das ja der beste Weg, sich einer lebenden Musik-Ikone zu nähern!

 

LINDENBERG! MACH DEIN DING

Deutschland 2019 | DCM | : 21. August 2020 (FSK 12)
R: Hermine Huntgeburth | D: Jan Bülow, Detlev Buck, Max von der Groeben, Charly Hübner, Julia Jentsch, Ruby O. Fee
Bonusmaterial: Audiokommentar mit Regisseurin Hermine Hunterburth & Produzent Michael Lehmann,
Premierenclip, Musikvideo, Interviews mit Cast & Crew, Featurette, barrierefreie Fassung.



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