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Startseite > Film > DVD & Blu-ray | 30.04.2020

DVD & BLU-RAY
Milchkrieg in Dalsmynni

Inga und ihr Mann betreiben in der isländischen Provinz eine kleine, hochverschuldete Milchfarm. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes will Inga ihrer beruflichen Misere ein Ende setzen. Den Schuldigen für die Probleme hat sie längst ausgemacht: die lokale Kooperative, die ihre Monopolstellung gnadenlos ausnutzt und die Bauern mit mafiösen Methoden drangsaliert.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Alamode Film

Mitten in der isländischen Einöde betreiben Inga (Arndís Hrönn Egilsdóttir) und ihr Mann eine Milchfarm. Obwohl der Betrieb nur sehr klein ist, sind die Schulden immens. Als ihr Mann unerwartet stirbt, steht die Bäuerin vor einem finanziellen und beruflichen Scherbenhaufen, den sie eigentlich so schnell wie möglich hinter sich lassen will. Die Schuldigen für den schlechten Zustand ihres Betriebes hat sie schon gefunden: Die örtliche Genossenschaft hat seit jeher ihre Monopolstellung ausgenutzt und die Farmer unter Druck gesetzt. Doch die Witwe will sich dem nicht länger aussetzen. Keiner wird sie und ihre Landwirtschaft weiter bedrängen. Mithilfe der sozialen Medien, anderen Geschädigten und stinkender Jauche setzt sie sich gegen die mafiösen Machenschaften zur Wehr. Sie legt sich mit der korrupten Kooperative an, mit dem Ziel, eine gerechtere Gegengenossenschaft zu gründen. Obwohl ihr engagiertes Vorgehen anfangs viel Widerstand hervorruft, bleibt Inga standhaft...

Der isländische Regisseur Grímur Hákonarson („Sture Böcke“) behandelt in seinem zweiten Spielfilm ein Thema, das nur wenigen Menschen außerhalb von Island bekannt sein dürfte. In „Milchkrieg in Dalsmynni“ dreht sich alles um lokale Genossenschaften auf der Insel im äußersten Nordwesten Europas, die sich im 19. Jahrhundert mit dem Ziel gegründet haben, gemeinsam gegen die übermächtige Konkurrenz zu bestehen. Soweit so gut. Aber wie die menschliche Natur so will, verkehrte sich eine gute Idee in ihr Gegenteil. In der heutigen Zeit haben sich die Genossenschaften verselbständigt und die Bauern sind von den Genossenschaften abhängig, die sie einst selbst erschufen. In diesem Film legt sich nun eine einzelne Milchbäuerin mit den korrupten Strukturen ihrer Genossenschaft an. Der klassische Kampf von David gegen Goliath.


© Alamode Film

Die Folge ist ein erbitterter „Milchkrieg in Dalsmynni“, denn es gelingt der Milchbäuerin immer mehr Menschen aus der Genossenschaft im Kampf gegen die mafiösen Strukturen auf ihre Seite zu ziehen. Dieser „Milchkrieg“ hat eine Heldin wider Willen an der Spitze, die erst durch die Umstände zur Kämpferin wird. Der Grundton des Films ist düster und gedrückt. Das wird durch die Aufnahmen noch verstärkt, die ein karges Land und schweigsame Menschen ablichtet. Leider kommen die tragikomischen Elemente sehr zu kurz. Die richtige Balance fehlt.

Ebenso sind die Rollen klar verteilt. Hier die Helden, dort die Schurken. Eine etwas komplexere Zeichnung der Protagonisten hätte dem Film gutgetan. In jeder Hinsicht überzeugend ist hingegen Arndís Hrönn Egilsdóttir als kämpferische Landwirtin. Sie spielt ihre Rolle absolut überzeugend und mit viel Hingabe. Man nimmt ihr ab der ersten Sekunde ihr Engagement ab. Es ist dieser tollen Schauspielerin zu verdanken, dass „Milchkrieg in Dalsmynni unterm Strich ein sehenswerter und spannender Film ist, der nun auf DVD erscheint.


Island, Dänemark, Deutschland, Frankreich 2019 | Alamode Film | : 30. April 2020 (FSK 6)
R: Grímur Hákonarson | D: Arndís Hrönn Egilsdóttir, Sveinn Ólafur Gunnarsson, Sigurður Sigurjónsson


 
 

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