Es
ist fast drei Jahrzehnte her, dass das Rage-Virus aus einem biologischen
Waffenlabor entkommen ist, und noch immer gilt eine strikt verordnete
Quarantäne. Einige Menschen haben Wege gefunden, inmitten der
Infizierten zu existieren. Eine solche Gruppe von Überlebenden
lebt auf einer kleinen Insel, die durch einen einzigen, stark verteidigten
Damm mit dem Festland verbunden ist.
28
YEARS LATER
Fast dreißig Jahre sind vergangen, seit das gefährliche
Rage-Virus aus einem Labor für biologische Waffen entkam und
die Welt gnadenlos überrollte. Während das Gebiet seitdem
weiterhin unter strikter Quarantäne steht, haben einige Überlebende
Wege gefunden, sich inmitten der immer noch umherstreifenden Infizierten
anzupassen. Eine kleine Gruppe hat etwa auf einer abgelegenen Insel
Zuflucht gefunden, die nur über einen streng bewachten Damm mit
dem Festland verbunden ist. Als ein Mitglied der Gemeinschaft, Jamie
(Aaron Taylor-Johnson), zusammen mit seinem Sohn Spike (Alfie Williams)
jedoch die Insel verlässt, um eine gefährliche Mission auf
dem Festland zu übernehmen, erwartet ihn eine Realität,
mit der bisher niemand gerechnet hat. Denn neben den üblichen
„normalen" Infizierten begegnet er auch anderen Überlebenden,
die sich auf unerwartete und dazu erschreckende Art und Weise verändert
haben. Die Menschheit scheint noch einen langen, steinigen und gefährlichen
Weg vor sich zu haben.
Die Filmreihe, die mit Danny Boyles "28
Days Later" im Jahr 2002 ihren Anfang nahm und am 19. Juni mit
"28 Years Later" ihre langerwartete dritte Inkarnation in
den Kinos erfährt, repräsentiert weit mehr als eine bloße
Abfolge von Horrorfilmen. Sie ist ein filmhistorischer Wendepunkt,
der das Zombie-Genre revitalisierte und neu definierte, sowie ein
popkulturelles Phänomen, das tief in die kollektive Angst vor
Seuchen, gesellschaftlichem Zerfall und der Ambivalenz menschlicher
Natur vordrang. Ihr Einfluss reicht weit über die Grenzen des
Horrorgenres hinaus und prägt bis heute unsere Vorstellung von
postapokalyptischen Szenarien. Bevor "28 Days Later" die
Leinwände eroberte, schien das Zombie-Genre, maßgeblich
geprägt durch George A. Romeros ikonische Untote, in einer Art
kreativer Stagnation gefangen. Langsame, taumelnde Leichen waren zum
Klischee geworden. Boyle und Alex Garland, der Autor des ersten Films,
rüttelten diese Konventionen fundamental auf. Sie präsentierten
keine Untoten im klassischen Sinne, sondern "Infizierte"
– von einem "Wut-Virus" (Rage Virus) befallene Menschen,
die mit schockierender Geschwindigkeit und unbändiger Aggression
jagten. Diese "schnellen Zombies" waren eine revolutionäre
Neuerung, die dem Genre eine ungeahnte kinetische Energie und einen
erhöhten Grad an Terror verlieh. Der visuell rohe, digitale Look
des Films, oft mit Handkameras gefilmt, verstärkte die beklemmende
Authentizität und ließ das Publikum unmittelbar in das
Chaos eines zerfallenen Großbritanniens eintauchen.
Doch
die Bedeutung des Originals liegt nicht allein in seiner Genrerevolution.
"28 Days Later" verlagerte den Fokus vom reinen Schock hin
zur psychologischen und emotionalen Belastung der Überlebenden.
Die menschliche Bestie erwies sich als nicht weniger gefährlich
als die Infizierten selbst. Der Film beleuchtete die moralischen Dilemmata
in Extremsituationen und die Brüchigkeit zivilisatorischer Normen.
Er stellte unbequeme Fragen nach der wahren Natur der Menschheit,
wenn die äußere Ordnung zusammenbricht – eine Thematik,
die in Zeiten globaler Krisen, Pandemien und gesellschaftlicher Polarisierung
eine erschreckende Aktualität bewahrt hat. Der Film wurde zu
einem Kommentar auf die menschliche Spezies, die sich auch ohne äußere
Bedrohung selbst zu zerstören droht. Die Fortsetzung "28
Weeks Later" (2007) unter der Regie von Juan Carlos Fresnadillo
baute auf dem Fundament des Originals auf und skalierte die Bedrohung.
Während sie vielleicht nicht die gleiche philosophische Tiefe
wie ihr Vorgänger erreichte, kompensierte sie dies durch eine
noch größere Brutalität und eine unerbittliche Spannung.
Der Film zeigte die anfänglichen Versuche, die Zivilisation wieder
aufzubauen, und die daraus resultierende Hybris, die unweigerlich
zum erneuten Ausbruch des Virus führte. Er demonstrierte auf
drastische Weise die Anfälligkeit menschlicher Kontrolle und
die unaufhaltsame Natur der "Wut". Die visuelle Gewalt und
die frenetische Action wurden intensiviert, was "28 Weeks Later"
zu einem Action-Horror-Meisterwerk machte, das wiederum andere Werke
des Genres, wie später "Train To Busan", beeinflussen
sollte. Die Tragödie der Familie im Zentrum der Erzählung
verstärkte die emotionale Wirkung und verdeutlichte, dass selbst
in scheinbar sicheren Zonen die Gefahr der Vernichtung lauert. Die
"28 Days"-Reihe hat eine tiefe Furche in der Popkultur hinterlassen.
Ihre "schnellen Infizierten" revolutionierten das Zombie-Design
und inspirierten unzählige Filme, Serien und Videospiele. Das
Konzept eines durch Wut ausgelösten Virus bot eine biologische
Erklärung für die Apokalypse, die sich von mystischen Wiederauferstehungen
abhob und eine neue Ebene der Realitätsnähe verlieh. Die
desolate, menschenleere Darstellung Londons im ersten Film wurde zu
einem ikonischen Bild des postapokalyptischen Kinos. Darüber
hinaus forcierte die Reihe eine stärker charakterbasierte Erzählweise
im Horrorgenre, die die psychologischen Auswirkungen des Überlebenskampfes
in den Vordergrund rückte.
28 YEARS LATER
Start:
19.06.25
R: Danny Boyle | D: Aaron Taylor-Johnson, Jodie Comer, Alfie Williams
Großbritannien 2025 | Sony Pictures Germany