In
Reykjavik kämpft ein kleines isländisches Kammerorchester
ums Überleben. Die staatliche Förderung steht vor dem Aus
– bis sich eine unerwartete Chance ergibt: Ein weltberühmter
isländischer Cellist kehrt nach Jahrzehnten in die Heimat zurück.
Seine bloße Anwesenheit könnte dem Orchester die dringend
benötigte Aufmerksamkeit schenken und ihre Zukunft sichern.
Am
12. Juni startet in den Kinos mit "Der letzte Takt" (Originaltitel:
"Fullt hús") eine isländische Komödie von
Sigurjón Kjartansson, die das vielversprechende Potenzial einer
humorvollen Auseinandersetzung mit der Welt der klassischen Musik
und menschlicher Abgründe birgt. Doch trotz eines interessanten
Grundkonzepts und der Ambition, künstlerische Eitelkeit und kollektive
Dynamiken zu beleuchten, verliert der Film im Laufe seiner Erzählung
zunehmend an Präzision und verfängt sich in einer Art disharmonischem
Klangteppich, der seine Botschaft trübt. Die Prämisse ist
reizvoll: Ein kleines Kammerorchester in Reykjavík kämpft
verzweifelt um sein Überleben, da die staatliche Förderung
zu versiegen droht. Der rettende Anker scheint in der Person des international
gefeierten Cellisten Klemens zu liegen, der in seine Heimat zurückkehrt
und sich bereiterklärt, dem Ensemble beizutreten. Diese Ausgangssituation
bietet eine Fülle von Möglichkeiten für Satire und
tiefgründige Charakterstudien. Das Scheitern eines vermeintlich
elitären Kunstbetriebs, der Kampf kleiner Ensembles gegen finanzielle
Not, die Dynamik zwischen Amateur- und Profimusikern – all das
sind fruchtbare Böden für eine scharfsinnige Komödie.
Doch "Der letzte Takt" nutzt dieses Potenzial nur bedingt
aus. Klemens entpuppt sich schnell als unerträglicher Tyrann,
dessen brillante musikalische Darbietungen von zunehmend destruktivem
Verhalten begleitet werden. Dies ist zwar ein etabliertes Motiv des
"genialen, aber schwierigen Künstlers", doch der Film
verharrt zu oft an der Oberfläche dieses Klischees. Anstatt die
psychologischen Mechanismen von Klemens' Tyrannei genauer zu beleuchten
oder die Ursachen seiner Arroganz zu ergründen, bleibt seine
Figur weitgehend eine Karikatur. Die dramatische Zuspitzung auf den
Tag des entscheidenden Konzerts hin wirkt ebenfalls konventionell
und birgt wenig überraschende Wendungen, die den Zuschauer wirklich
fesseln könnten. Die Komödie speist sich häufig aus
der Überzeichnung, doch "Der letzte Takt" gerät
hier bisweilen ins Stolpern. Die Gags wirken nicht immer organisch
aus den Situationen oder Charakteren heraus entwickelt, sondern erscheinen
manchmal forciert oder überzogen. Der Humor driftet vereinzelt
in den Klamauk ab, was dem eigentlich subtilen Thema des Überlebenskampfes
eines Künstlerkollektivs nicht immer zuträglich ist.
Eine
Komödie kann pointiert sein, ohne dabei an Glaubwürdigkeit
zu verlieren, doch hier scheint der Film den richtigen "Takt"
oft nicht zu finden. Auch die Darstellung der Ensemblemitglieder und
ihrer individuellen Marotten bleibt größtenteils rudimentär.
Sie dienen primär als Reibungsfläche für Klemens' Exzentrizitäten,
ohne selbst ausreichend Raum für eigene Entwicklung oder tiefere
Einblicke in ihre Persönlichkeiten zu erhalten. Dies führt
dazu, dass das Publikum Schwierigkeiten haben könnte, eine echte
emotionale Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Das Gefühl,
mit einem Orchester mitzufiebern, das um seine Existenz ringt, wird
durch die oft eindimensionalen Charaktere und die mangelnde psychologische
Nuancierung geschwächt. Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der
Auflösung der Konflikte. Während der Film versucht, sich
als Mischung aus Komödie und Drama zu präsentieren, gelingt
die Integration dieser Elemente nicht immer nahtlos. Die Abgründe
menschlicher Persönlichkeiten, die angeschnitten werden, werden
selten konsequent ausgelotet, und die Dramatik verflüchtigt sich
oft zugunsten eines vorhersehbaren komödiantischen Auswegs. Die
Balance zwischen den "leisen" und "großen Tönen"
des Films scheint gestört. Wo eine subtile Dissonanz den Charakteren
und der Geschichte Tiefe verleihen könnte, wählt der Film
stattdessen oft einen eindeutigen und manchmal zu einfachen Akkord.
Obwohl "Der letzte Takt" zweifellos Momente des Schmunzelns
bietet und einen interessanten Einblick in die isländische Filmlandschaft
gibt, verpasst er die Chance, sein reizvolles Konzept zu einer wirklich
scharfsinnigen und nachhaltig wirkenden Komödie zu formen. Die
dramatische Zuspitzung und die Darstellung der Charaktere bleiben
an der Oberfläche, wodurch der Film sein Potenzial nicht voll
ausschöpfen kann. Für Zuschauer, die eine leichte Komödie
suchen und über die oberflächlichere Charakterzeichnung
hinwegsehen können, mag "Der letzte Takt" eine kurzweilige
Unterhaltung bieten. Wer jedoch eine tiefgründigere Auseinandersetzung
mit künstlerischer Eitelkeit und menschlichen Beziehungen im
Kontext einer Krise erwartet, wird möglicherweise den Eindruck
gewinnen, dass der Film am Ende doch nicht den gewünschten Ton
getroffen hat.