KINO | 31.01.2024

Eigentlich weiß es jeder: Die wirklich wichtigen Dinge stehen auf den blöden To-do-Listen nicht drauf. Aber warum eigentlich nicht? Von außen betrachtet führen Vera und Wolf Küper mit ihren beiden Kindern Nina und dem einjährigen Bruder Simon ein Traumleben. Doch bei genauerem Hinsehen sieht es ganz anders aus: Die Ehe kriselt, und beide sind, wie die meisten Paare, in dem unglücklichen Dilemma, beim Jonglieren des Alltags das Gefühl zu haben, dem Leben vorn und hinten nicht mehr gerecht zu werden.

von Richard-Heinrich Tarenz


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Ein kindlicher Wunsch wird zum Leitmotiv für eine ganze Familie: Das Paar Vera (Karoline Herfurth) und Wolf (Tom Schilling) lebt in Berlin zusammen mit ihrer fünf Jahre alten Tochter Nina (Pola Friedrichs) und ihrem ein Jahr alten Sohn Simon (Piet Levi Busch) ein vordergründig glückliches Leben. Eingebunden in ein wenig familienorientiertes System, aber auch der anstrengende Spagat zwischen Beruf, Karriere und Familie reibt das Paar zusehends auf. Als die kleine Tochter Nina mit einer Störung der Feinmotorik und Koordination diagnostiziert wird, gerät das Lebensmodell der Familie grundlegend ins Wanken. Der daraufhin von Nina geäußerte Wunsch nach einer Million Minuten, die sie gemeinsam nur mit schönen Dingen verbringen könnten, öffnet ihrem Vater Wolf die Augen. Womöglich sind eine Million Minuten wertvoller als eine erfolgreiche Karriere. So begibt sich die Familie 694 Tage – eben eine Million Minuten – auf die Reise ihres Lebens. Dabei suchen sie nicht nur nach alternativen Lebensmodellen, sondern hinterfragen dabei auch angelernte Denkmuster, Traditionen und Normen.

Eine Million Minuten von Regisseur Christopher Doll basiert auf dem gleichnamigen Roman von Wolf Küper und ist ein positives und gelungenes Beispiel für eine deutsche Komödie mit ernsten Untertönen, die nicht in Klischees versinkt. In der Hauptrolle können Tom Schilling und Karoline Herfurth schauspielerisch überzeugen. Die Chemie stimmt diesbezüglich und trägt den Film. Es bleibt festzuhalten, dass deutsche Filme sehr gut aussehen, wenn sie nicht in Deutschland spielen. Die Handlungsstränge in Thailand und auf Island bieten sehr schöne Schauwerte. Der Film lenkt den Fokus auf wichtige Themen unsere Gesellschaft und regt zum Nachdenken an. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Figuren emotional greifbar sind und keine klischeehaften Abziehbilder sind.


EINE MILLION MINUTEN

Start: 01.02.24 | FSK 0
R: Christopher Doll | D: Tom Schilling, Karoline Herfurth, Pola Friedrichs
Deutschland 2023 | Warner Bros. GmbH


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