KINO | 21.05.2025

LOLA RENNT

Berlin. Jetzt. Lola und Manni sind Anfang zwanzig und ein Liebespaar. Manni hat sich in letzter Zeit in halbkriminelle Geschichten eingelassen und jobbt als Geldkurier für einen Autoschieber. Doch heute läuft alles schief: Er hat die Geldübergabe komplett vermasselt, weil er auf der Flucht vor Fahrscheinkontrolleuren die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegengelassen hat.

von Richard-Heinrich Tarenz


© X Verleih AG. Alle Rechte vorbehalten.

Manni (Moritz Bleibtreu) hat Schulden – und das wirklich nicht zu knapp. Insgesamt 100.000 DM schuldet der kleine Kurier seinem Oberhehler, weil er die Tasche mit der Kohle dummerweise in der U-Bahn vergessen hat. Wenn er nicht schnellstens bezahlt, geht’s ihm endgültig an den Kragen. Manni ist verzweifelt und weiß sich kaum noch zu helfen. Um seinen Kopf in letzter Sekunde noch einmal aus der Schlinge ziehen zu können, entschließt er sich kurzerhand dazu, einen Supermarkt zu überfallen. Mannis Freundin Lola (Franka Potente) will davon nichts hören und das Geld anderweitig auftreiben. Ihr bleiben dafür nur noch knappe 20 Minuten, um die stolze Summe zu holen und zu Manni zu bringen. 20 Minuten, bis Mannis Auftraggeber erscheint und die Knete vor sich sehen will. 20 Minuten, die über das Leben ihres Freundes entscheiden. Also rennt Lola los. Ab jetzt ist die Zukunft noch offen. Alle Ausgänge sind noch denkbar.

Tom Tykwers "Lola rennt" ist ein Film, der sich nicht nur durch seine rasante Erzählweise und seine innovative visuelle Gestaltung auszeichnet, sondern auch als ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen Kinos gilt. Anlässlich der Wiederaufführung des Films am 3. Juni in den Kinos, bietet sich die Gelegenheit, seine Bedeutung für die Filmwelt neu zu würdigen. Der Film erzählt die Geschichte von Lola, deren Freund Manni 100.000 DM an einen Gangster verloren hat und nun ihre Hilfe benötigt, um das Geld innerhalb von 20 Minuten zu beschaffen. Was folgt, sind drei alternative Erzählstränge, in denen Lola in einem Wettlauf gegen die Zeit durch Berlin rast. Tykwer inszeniert diese Hetzjagd mit einem beeindruckenden Arsenal an filmischen Stilmitteln.


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Die Kamera ist stets in Bewegung, wechselt zwischen Zeitlupe und Zeitraffer, und bedient sich Split-Screens und Animationen, um die Rastlosigkeit und die Dringlichkeit der Situation widerzuspiegeln. Der Film ist ein audiovisuelles Spektakel, dessen pulsierender Soundtrack, komponiert von Tykwer selbst, die Energie der Bilder noch verstärkt." Lola rennt" ist jedoch mehr als nur ein stilistisches Feuerwerk. Der Film reflektiert auf spielerische Weise über die Konzepte von Schicksal, Zufall und freiem Willen. Die drei alternativen Handlungsstränge demonstrieren, wie kleine Veränderungen im Handlungsverlauf zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Diese Idee des "Schmetterlingseffekts" wird nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell durch das wiederkehrende Motiv der Spirale transportiert. Franka Potente in der Rolle der Lola liefert eine beeindruckende physische Leistung. Ihre feuerrote Haarfarbe und ihre energiegeladene Performance sind zum Sinnbild des Films geworden.

Sie verkörpert eine moderne Heldin, die nicht auf traditionelle weibliche Tugenden setzt, sondern durch Entschlossenheit und Willenskraft ihr Ziel verfolgt. "Lola rennt" war ein internationaler Erfolg und trug dazu bei, das deutsche Kino der 1990er Jahre neu zu definieren. Der Film brach mit traditionellen Erzählmustern und fand eine neue, junge Zuschauerschaft. Sein Einfluss ist bis heute in zahlreichen Filmen und Fernsehserien spürbar, die sich seiner innovativen Erzähltechniken und seines rasanten Stils bedienen. Die Bedeutung von "Lola rennt" für die Filmgeschichte liegt nicht nur in seiner stilistischen Innovation, sondern auch in seiner Fähigkeit, ein Lebensgefühl einzufangen. Der Film ist ein Ausdruck der Hektik und der Beschleunigung der modernen Welt, aber auch ein Plädoyer für die Kraft der Liebe und die Bedeutung des Augenblicks.


LOLA RENNT

Wiederaufführungstermin: 03.06.25 | FSK 12
R: Tom Tykwer | D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup
Deutschland 1998 | X Verleih



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