KINO | 28.08.2024

RoboCop

Nach der Privatisierung des Polizeiapparates liegt Detroits Verbrechensbekämpfung in naher Zukunft in den Händen des Megakonzerns OCP, der mit dem Kampfroboter ED-209 den perfekten Gesetzeshüter verspricht. Doch als es bei der Präsentation der Maschine aufgrund einer Fehlfunktion zu einem tödlichen Unfall kommt, gibt die Geschäftsführung grünes Licht für die Weiterentwicklung eines alternativen Sicherheitskonzeptes: Ein massiver Cyborg soll als „RoboCop“ auf den Straßen für Recht und Ordnung sorgen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© capelight pictures OHG

Die nähere Zukunft in den USA: Detroit ist so gut wie pleite, der Privatisierungswahn hat selbst vor der Polizei nicht Halt gemacht. Sie wurde vom Großkonzern OCP übernommen, der mittlerweile die Politik abgelöst und das eigentliche Sagen in der hoffnungslos herunterge-kommenen Stadt hat. Der Vorstandsvorsitzende des OCP-Konzerns (Dan O’Herlihy) plant den Bau eines neuen Detroits, Delta City genannt, aber vorher müsste die Kriminalitätsrate in der Stadt massiv gesenkt werden. Die ist nämlich mittlerweile so hoch, dass Polizisten nur noch in schwerer Panzerung ihren Streifendienst sicher absolvieren können und trotzdem jede Woche mehrere im Dienst umgekommene Kollegen beerdigen müssen. Der OCP-Vizepräsident, Dick Jones (Ronny Cox), präsentiert schließlich die ultimative Lösung für das Verbrecherproblem: Ein Polizeiroboter soll Abhilfe schaffen und für vermeintliche Sicherheit im abgewrackten Detroit sorgen.

Der 1987 erschienene Film "RoboCop", unter der Regie von Paul Verhoeven, hat sich als ein wegweisendes Werk in der Geschichte des Kinos etabliert. Mit seiner einzigartigen Mischung aus Science-Fiction, Action und scharfer Gesellschaftskritik hat der Film nicht nur das Genre neu definiert, sondern auch tiefgreifende Fragen zu Ethik, Technologie und menschlicher Identität aufgeworfen. In diesem Artikel beleuchten wir die kulturelle und filmhistorische Bedeutung von "RoboCop" und seine anhaltende Relevanz in der heutigen Gesellschaft. Der Film kombiniert klassische Elemente des Actionkinos mit einer dystopischen Vision der Zukunft, in der Korruption und Gewalt allgegenwärtig sind. Verhoeven nutzt übertriebene Gewalt und satirische Elemente, um sowohl das Publikum zu unterhalten als auch zum Nachdenken anzuregen. Die innovative Erzählweise des Films stellte eine Abkehr von den typischen Actionfilmen der 1980er Jahre dar. Während viele Filme dieser Zeit sich auf heldenhafte Protagonisten konzentrierten, zeigt "RoboCop" einen komplexen Charakter, dessen Menschlichkeit durch technologische Eingriffe bedroht wird. Diese Ambivalenz macht den Film nicht nur spannend, sondern auch tiefgründig.


© capelight pictures OHG

Ein zentrales Element von "RoboCop" ist seine scharfe Kritik an Konsumgesellschaft, Korruption und dem Einfluss von Unternehmen auf das öffentliche Leben. Die fiktive Stadt Detroit wird als ein Ort dargestellt, der vom Verbrechen geplagt ist und in dem die Polizei zunehmend privatisiert wird. Diese Darstellung spiegelt Ängste wider, die in den 1980er Jahren weit verbreitet waren – insbesondere in Bezug auf den Einfluss großer Konzerne auf die Politik und das tägliche Leben. Verhoeven nutzt auch Nachrichtenclips und Werbespots innerhalb des Films, um eine satirische Perspektive auf die Medienberichterstattung und Werbung zu bieten. Diese Technik verstärkt die Botschaft des Films über die Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung durch Massenmedien und Unternehmen. Ein weiteres zentrales Thema von "RoboCop" ist die Beziehung zwischen Menschlichkeit und Technologie. Der Film stellt grundlegende Fragen darüber, was es bedeutet, menschlich zu sein. Alex Murphys Transformation in einen Cyborg wirft ethische Dilemmata auf: Wie viel Menschlichkeit bleibt übrig, wenn Körper durch Maschinen ersetzt werden?

Und welche Rolle spielt das Gedächtnis bei der Definition unserer Identität? Diese Fragen sind heute relevanter denn je angesichts des rasanten technologischen Fortschritts in Bereichen wie Künstliche Intelligenz und Robotik. "RoboCop" fungiert somit als Vorläufer aktueller Diskussionen über Technologieethik und die Auswirkungen von Automatisierung auf den Menschen. Die Wirkung von "RoboCop" erstreckt sich weit über seine ursprüngliche Veröffentlichung hinaus. Der Film hat zahlreiche Fortsetzungen hervorgebracht sowie ein Remake im Jahr 2014. Darüber hinaus hat er eine Vielzahl von Medien inspiriert – von Comics bis hin zu Videospielen – und bleibt ein fester Bestandteil der Popkultur. Die ikonische Figur des RoboCop selbst ist zu einem Symbol für Gerechtigkeit geworden, während gleichzeitig die düstere Vision einer Zukunft voller technologischer Überwachung weiterhin diskutiert wird. Der Film hat auch dazu beigetragen, das Science-Fiction-Genre ernsthaftere Themen zuzuführen und es als Plattform für gesellschaftliche Kritik zu etablieren.


RoboCop

Wiederaufführung: 03.09.24 | FSK 18
R: Paul Verhoeven | D: Peter Weller, Nancy Allen, Dan O'Herlihy
USA 1987 | capelight pictures



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