Eine
amerikanische Familie möchte ein erholsames Wochenende im Landhaus
ihrer britischen Freunde verbringen, die sie kurz zuvor im Urlaub
kennengelernt hat. Doch was als traumhafter Kurztrip geplant war,
gerät schon bald in Schieflage und wird zu einem verstörenden
Albtraum.
Natürlich
kann die amerikanische Familie bei diesem Angebot einfach nicht widerstehen:
Eine Familie aus Großbritannien, die sie erst kurz vorher im
Urlaub kennengelernt und sich ziemlich gut mit ihnen angefreundet
haben, lädt sie ein, gemeinsam übers Wochenende im Haus
auf dem malerischen britischen Land zu entspannen. Doch von Entspannung
kann schnell keine Rede mehr sein, als die Stimmung nach einem Vorfall
kippt, sich menschliche Abgründe auftun und aus dem ländlichen
Paradies ein albtraumhafter Ort wird.
Zwei
Jahre nach der Veröffentlichung von Christian Tafdrups „Speak
No Evil“, einem Film, der als „der verstörendste
Film der dänischen Kinogeschichte“ gilt, bringt Hollywood
eine Neuauflage auf die Leinwand. Produziert von Blumhouse, dem Studio
hinter Hits wie „Five Nights At Freddy’s“, und inszeniert
von James Watkins, bekannt für den psychologischen Horrorfilm
„Eden Lake“, könnte man erwarten, dass das Remake
die düstere Essenz des Originals einfängt. Doch wie so oft
bei Hollywoods Adaptionen internationaler Genre-Geheimtipps zeigt
sich, dass die Angst vor der eigenen Courage oft zu einer Verwässerung
des ursprünglichen Konzepts führt.
Im
Kern bleibt die Prämisse des Films unverändert: Ein Londoner
Paar, Louise und Ben, wird in eine unangenehme Situation verwickelt,
als sie sich mit einem anderen Paar anfreunden. Die Bedrohung entsteht
nicht durch klassische Horrormotive wie Sex oder Drogenkonsum, sondern
durch das Versagen der Protagonisten, die sozialen Normen und Höflichkeiten
zu missachten. Diese subtile Herangehensweise an den Horror ist sowohl
faszinierend als auch frustrierend.
Während das Original geschickt mit den
schleichenden Grenzüberschreitungen spielt – sei es das
ungebetene Verschieben einer Liege am Pool oder das Ignorieren von
Vegetarismus – bleibt das Remake in diesen Momenten oft blass
und weniger eindringlich. Die Charaktere ertragen die zunehmende Unannehmlichkeit,
während der Zuschauer zunehmend frustriert ist über ihre
Passivität. Diese Dynamik ist ein zentrales Element des Originals
und wird im Remake zwar übernommen, jedoch nicht mit derselben
Intensität vermittelt. James McAvoy gibt in der Rolle des Paddy
einen schauspielerisch starken Auftritt ab. Er spielt mit einer Intensität,
die sowohl fesselnd als auch beunruhigend ist. Doch während er
beeindruckt, bleibt die Frage offen, ob diese Überzeichnung nicht
auch zur Entwertung der subtileren Schattierungen beiträgt, die
im Original so meisterhaft eingefangen wurden.
Die
Chemie zwischen den Charakteren leidet unter dem übertriebenen
Spielstil McAvoys; es fehlt an den feinen Nuancen, die notwendig sind,
um die schleichende Bedrohung glaubhaft zu machen. Stattdessen wird
der Zuschauer in eine Welt geworfen, in der die Grenzen zwischen Zivilisation
und Wahnsinn klarer gezogen sind – ein Umstand, der dem psychologischen
Terror des Originals nicht gerecht wird. Ein weiterer entscheidender
Punkt ist das Finale des Films. Wer das dänische Original kennt,
weiß bereits um dessen nihilistischen Tiefschlag – ein
Ende, das den Zuschauer mit einem Gefühl des Zweifels an der
Menschheit zurücklässt.
Das
Remake hingegen knickt vor dem vermeintlichen Geschmack des Mainstream-Publikums
ein und bietet einen konventionellen Home-Invasion-Showdown. Dieser
Schlussakkord wirkt nicht nur deplatziert; er entwertet auch die bis
dahin aufgebaute Spannung und den psychologischen Terror. Statt eines
finalen Schocks bleibt nur ein fades Ende zurück, das schnell
vergessen wird und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Während
das Original mit seiner düsteren Botschaft nachhallt, hinterlässt
das Remake lediglich Fragen nach Hollywoods Fähigkeit zur kreativen
Risikobereitschaft.
SPEAK NO EVIL
Start:
19.09.24 | FSK 16
R: James Watkins | D: James McAvoy, Mackenzie Davis, Aisling Franciosi
USA, Dänemark 2024 | Universal Pictures Germany