KINO | 13.12.2023

GIRL YOU KNOW IT’S TRUE

Der erfolgreiche Produzent Frank Farian engagiert die unbekannten Tänzer Rob Pilatus und Fab Morvan für sein nächstes Musikprojekt. Es folgt ein kometenhafter Aufstieg, der alle Dimensionen sprengt. Unter dem Namen Milli Vanilli stürmen die beiden Freunde Rob und Fab die internationalen Charts, landen drei Nummer-1-Hits in den USA und genießen das exzessive Leben in Hollywood.

von Franziska Keil


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Musikproduzent Frank Farian (Matthias Schweighöfer) tüftelt an seinem neusten Geniestreich. Dafür heuert er die bis dato noch gänzlich unbekannten und weitgehend unbeschriebenen Tänzer Rob Pilatus (Tijan Njie) aus Deutschland und Fab Morvan (Elan Ben Ali) aus Frankreich an. Aus den beiden Talenten formt Farian das Popduo Milli Vanilli – und der Plan geht auf. Kein Aufstieg in die höchsten Höhen der internationalen Charts scheint zu steil für Rob und Fab. Alleine in den USA reicht es dreimal für den Spitzenplatz. Sogar den bedeutendsten Preis der Musikbranche, den Grammy, nehmen die beiden mit nach Hause. Doch ein großes Geheimnis schwebt die ganze Zeit wie das Damoklesschwert über ihnen: Rob und Fab haben keine Sekunde selbst gesungen, sondern einfach nur ihre Lippen zum Gesang anderer bewegt und dabei gut ausgesehen. Als diese Wahrheit ans Licht gelangt, wird das Duo praktisch zum Abschuss freigegeben. Nur die eigentlichen Drahtzieher rund um Frank Farian, die stehlen sich heimlich davon.

GIRL YOU KNOW IT'S TRUE von Regisseur Simon Verhoeven ist ein unterhaltsamer und visuell beeindruckender Spielfilm, der sich mit einem der größten Skandale der Musikgeschichte cineastisch auf eine gekonnte Art und Weise auseinandersetzt. Es ist ein Biopic der besonderen Art, dass über weiter Strecken richtig witzig ist. Matthias Schweighöfer kann in der Rolle des cleveren Musikproduzenten sein ganzes schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Er verkörpert sehr schön die menschlichen Abgründe zwischen Genie und Gier. Der Film beweist eindrucksvoll, dass mitunter das Leben die besten Geschichten schreibt.

Der Film schafft es sehr gut, die beteiligten Figuren und ganz besonders Produzent Frank Farian vielschichtig und jenseits von simplen Klischees zu zeichnen. Matthias Schweighöfer spielt ihn als einen getriebenen Musiker voller Leidenschaft, dem es bei aller krimineller Energie im Kern stets um die Musik ging. Der Film ist flott inszeniert, wirkt aber zu keinem Zeitpunkt wie eine hektische Nummernrevue, wo alle relevanten Punkte der Geschichte abgefrühstückt werden. Er macht deutlich, wie schnell es mit Ruhm nach einem schnellen Aufstieg vorbei sein kann. Visuell kann der Film ebenfalls punkten. Man sieht ihm an, dass der Produktion eine Menge Geld zur Verfügung gestanden hat.


Gordon Timpen, SMPSP/Leonine

Die Musikgeschichte ist voller Skandale. Karrieren wurden zerstört oder nahmen durch gezielte Provokationen ihren kometenhaften Anfang. An dieser Stelle wollen wir einen Blick auf drei ausgewählte Skandale der Musikgeschichte werfen, die sich locker mit Milli Vanilli messen können:

1956: Elvis‘ obszöner Hüftschwung
Am 09. September 1956 hatte der „King of Rock’n’Roll“ einen legendären Auftritt in der beliebten Ed Sullivan Show, zu dieser Zeit einer der meistgeschauten Fernsehshows in den USA. Sullivan selbst war kein großer Fan von Presley und bezeichnete dessen Performance als „dreckig und vulgär“. Aufgrund seiner immensen Popularität wurde Elvis trotzdem in die Show eingeladen – und löste nach seinem Auftritt eine Welle an landesweiter Empörung aus. Die anzügliche Art und Weise, wie Presley seine Hüften schwang wurde von den Programmmachern als sexueller Affront wahrgenommen, sodass der gesamte Auftritt im Nachhinein zensiert wurde.

1967: Jimi Hendrix zündet erstmals seine Gitarre an
„Als ich meine Gitarre verbrannte, war das wie ein Opfer“, sagte Jimi Hendrix, nachdem er beim Monterey Pop Festival nach seinem neunten Song „Wild Thing“ das erste Mal seine Gitarre anzündete. „Man opfert die Dinge, die man liebt. Ich liebe meine Gitarre.“ Dieser Akt des Verbrennens gilt heutzutage als legendär und steigerte Hendrix‘ Popularität enorm.

1982: Ozzy Osbourne beißt einer Fledermaus den Kopf ab
Im Jahre 1982 widmet sich Ozzy Osbourne voller Leidenschaft seiner Solokarriere. Mit dem Album DIARY OF A MADMAN ist er gerade auf Tournee und zum Ende jedes Auftritts wirft der ehemalige Black-Sabbath-Sänger Fleisch ins Publikum. Bei einem legendären Auftritt am 20. Januar 1982 landet eine Fledermaus auf der Bühne. Osbourne, der davon ausgeht, dass das Tier tot ist, beißt ihm den Kopf ab. Erst dann windet sich die Fledermaus, stirbt – und der Musiker muss ins Krankenhaus, um sich gegen Tollwut impfen zu lassen.


GIRL YOU KNOW IT’S TRUE

Start: 21.12.23 | FSK 12
R: Simon Verhoeven | D: Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer
Deutschland 2023 | LEONINE



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