KINO | 22.11.2023

HOLY SHIT

Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat? Ist es Abfall, der weggeworfen wird, oder eine Ressource, die wiederverwendet werden kann? Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Regisseur Rubén Abruña auf eine investigative und unterhaltsame Suche durch 16 Städte auf 4 Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Farbfilm Verleih

Regisseur Rubén Abruña erkundet die Reise unserer Nahrung, nachdem sie von uns verdaut und ausgeschieden wurde. Er verfolgt die Spur der menschlichen Fäkalien von den Pariser Abwasserkanälen bis zu einer der größten Kläranlagen in Chicago. Die vermeintliche Lösung, den Klärschlamm als Dünger auf die Felder zu bringen, erweist sich als problematisch, da er giftige Schwermetalle und PFAS-Chemikalien enthält. Da Dünger weltweit knapp wird, fragt der Regisseur, ob unsere Ausscheidungen nicht als Ressource zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten. Er trifft die „Poop Pirates" aus Uganda, die den Slum-Bewohnern zeigen, wie sie gesundheitlich unbedenklichen Kompost aus menschlichen Fäkalien herstellen können, um die globale Ernährungssicherheit zu verbessern.

Der Dokumentarfilm HOLY SHIT konfrontiert das Publikum mit wichtigen zukunftsweisenden Fragen. Von dem reißerischen Titel sollte man sich nicht ablenken lassen, sondern sich auf das Thema einlassen. Es werden dabei liebgewonnene Gewissheiten in Frage gestellt und hinterfragt. Ist unsere westliche Vorstellung vom WC als bestmöglicher Hygiene-Standard wirklich die bestmögliche Lösung? Angesichts einer weltweit drohen Trinkwasserknappheit ist die damit verbundene massive Verschwendung von Trinkwasser ein Umstand, den man nicht ignorieren kann.

Ebenso stellst sich die Frage, ob es sinnvoll ist, unsere Exkremente, die wertvollen organischen Dünger darstellen, als bloßen Abfall zu sehen und zu behandeln. Diesen Fragen geht die Dokumentation informativ nach, ohne die Relevanz zu vernachlässigen. Doch statt Weltuntergangsstimmung zu verbreiten, zeigt sie Lösungswege auf und entlässt das Publikum mit einer optimistischen Grundstimmung. Ein Umstand, der in Zeiten zahlreicher globaler Krisen und Kriege gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Diese Dokumentation macht Hoffnung in dunkler Zeit.


HOLY SHIT

Start: 30.11.23 | FSK 0
R: Rubén Abruña | Dokumentarfilm
Deutschland, Schweiz 2023 | Farbfilm



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