KINO | 30.09.2020

NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER

Die 17-jährige Autumn arbeitet im ländlichen Pennsylvania als Supermarkt-Kassiererin, ihr Leben verläuft in wenig überraschenden Bahnen. Als sie bemerkt, dass sie ungewollt schwanger geworden ist, kann Autumn nicht mit der Unterstützung ihrer Eltern rechnen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Skyler kratzt sie ein wenig Geld zusammen und die beiden machen sich im Bus auf den Weg nach New York City. Im Gepäck haben sie nur die Adresse einer Klinik – und sonst keinen Plan. Der Beginn einer nervenaufreibenden Reise, getragen von Freundschaft, Mut und Mitgefühl.

von Richard-Heinrich Tarenz


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Das Leben der 17-jährigen Autumn (Sidney Flanigan) verläuft so normal wie unspektakulär. Auf dem Land in Pennsylvania geht sie ihrer Arbeit in einem Supermarkt nach und führt ein bescheidenes Leben. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sie bemerkt, dass sie ungewollt schwanger ist. Auf die Hilfe ihrer Eltern kann sie allerdings nicht bauen. Genauso wenig helfen ihr die Broschüren im Gesundheitszentrum weiter, auf Autums Fragen haben die Hefte keine Antworten. Was das junge Mädchen durch ihre eigenen Nachforschungen über reproduktive Dienstleistungen erfährt, ist nicht ermutigend: Als Minderjährige kann sie in ihrem Bundesstaat ohne Zustimmung der Eltern keine Abtreibung erhalten. Das lässt sie über die jahrhundertealten Methoden nachdenken, die Frauen angewendet haben, wenn sie mit ungewollten Schwangerschaften konfrontiert wurden. Autumns Cousine Skylar (Talia Ryder) sieht sie jeden Tag in der Schule und bei ihrem Teilzeitjob als Kassiererin – und schon bald ist für sie die Sache klar: Kurzerhand reist sie mit ihr nach New York. Dort angekommen, wollen die beiden eine Klinik aufsuchen, die bei Autumn die Abtreibung vornehmen soll…

NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER von Regisseurin Eliza Hittman („Tote Mädchen lügen nicht“) gehört zu den wichtigsten Filmen dieses Jahres. Er präsentiert mit Sidney Flanigan und Talia Ryder zwei furios aufspielende Nachwuchsschauspielerinnen, eine bewegende und aufrüttelnde Geschichte und eine hochwertige inszenatorische Leistung. Selten hat man einen menschlicheren Film gesehen, selten wurde ein so sensibles Thema mit so viel Einfühlungsvermögen verfilmt. Der Film überspitzt nicht, er polemisiert nicht, er verharmlost nicht und wirkt nicht gewollt. Das verleiht ihm eine große emotionale Kraft und eine große Relevanz. Der Film agiert auf sehr vielen unterschiedlichen Deutungsebenen. Worte können das nur schwer erfassen. Diesen Film muss man sehen und auf sich wirken lassen.


NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER

USA, Großbritannien 2020 | Universal Pictures Germany | Start: 01. Oktober 2020 (FSK 6)
R: Eliza Hittman | D: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin


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