KINO | 12.07.2023

RODEO

Angetrieben von ihrem unbändigen Verlangen nach Freiheit gerät die hitzköpfige Julia in den Bann der illegalen „Rodeos“ – Motorradtreffs, bei denen die wagemutigen Fahrer ihr Können mit halsbrecherischen Stunts und irren Mutproben unter Beweis stellen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Paramount Pictures

Die temperamentvolle und unabhängige Julia (Julie Ledru) ist ein Technikfreak, der in feindlichen Umgebungen aufblüht und jede Situation zu seinem Vorteil nutzt. Sie hat ein Talent dafür, herablassende Männer zu betrügen, die es niedlich finden, dass sie sich für ihre gebrauchten Motorräder interessiert – und die es nicht fassen können, dass sie mit fröhlicher Hingabe davonfährt. Ihre Besessenheit von der rasanten Welt der urbanen "Rodeos" – illegale Treffen, bei denen Motorradfahrer ihre Bikes und waghalsigen Stunts vorführen – führt zu einem zufälligen Treffen mit einer unberechenbaren Clique. Julia versucht, sich bei der ultra-maskulinen Gang zu beweisen, indem sie für deren inhaftierten Anführer Dom (Sébastien Schroeder) Betrügereien und Botengänge erledigt. Als der ultimative Coup ansteht, kann sich Julia jedoch nicht sicher sein, wem sie vertrauen kann.

RODEO von Regisseurin Lola Quivoron ist ein packendes Drama und ein energiegeladenes Beispiel für die erzählerische und visuelle Kraft des jungen französischen Kinos. Die Regisseurin kennt sich sehr gut aus in der „Dirt Bike-Szene“, die in RODEO dargestellt wird. Sie hat vier Jahre die Mitglieder dieser verschlossenen Gemeinde bei Treffen beobachtet und studiert. Es folgte ein gelungener Dokumentarfilm und jetzt dieses packende Spielfilmdebüt, welches in Cannes 2022 mit großem Erfolg in der Sektion UN CERTAIN REGARD lief. Für viele junge Menschen ist das Motorrad mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es geht um subjektive Vergeltung an einer Mehrheitsgesellschaft, die sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt hat und zur Perspektivlosigkeit verurteilt hat.

Ein Thema mit großem gesellschaftlichem Zündstoff, wenn man an die bürgerkriegsmäßigen Unruhen der letzten Wochen in Frankreich denkt. Wut ist eine wesentliche Motivation der Hauptfigur in diesem Film. Sie hat sich eingerichtet in ihrem Status als gesellschaftliche Außenseiterin und nimmt sich das was sie braucht. Sei es Benzin oder Motorräder. Sie wird als starke unabhängige Frau voller Würde und Stolz dargestellt. Erzählerisch kommt RODEO nur selten zur Ruhe. Darin spiegelt sich die Ruhelosigkeit der Hauptfigur. Die Gemeinschaft der Biker wird fast schon dokumentarisch beleuchtet und dargestellt.


RODEO

Start: 13.07.23 | FSK 16
R: Lola Quivoron | D: Julie Ledru, Yanis Lafki, Antonia Buresi
Frankreich 2022 | Plaion Pictures


AGB | IMPRESSUM