KINO | 13.08.2020

The Witch Next Door

Ben soll über den Sommer bei seinem Vater Liam wohnen und dort am örtlichen Yachthafen mitanpacken, um die kürzliche Trennung seiner Eltern zu verarbeiten. Nach und nach merkt Ben, dass im Haus der Nachbarn seines Vaters etwas Merkwürdiges vor sich geht: Seit Nachbarsmutter Abbie einen Hirsch angefahren hat, scheint sie von einer bösartigen Hexe besessen zu sein.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Koch Media

Nach der Trennung seiner Eltern verbringt Teenager Ben die Sommerferien bei seinem Vater in einer kleinen Küstenstadt. Während seines Ferienjobs am Hafen lernt er Mallory kennen, in der er schnell eine Freundin findet. Doch so idyllisch der verschlafene Ort zwischen Meer und dichtem Wald auf den ersten Blick erscheint, so geheimnisvoll und düster ist seine Vergangenheit. Denn neben feucht-fröhlichen Partys im Wald, der ersten Liebe und der neuen Freundin seines Vaters, beobachtet Ben seltsame Ereignisse im Haus nebenan. Zu seinem Entsetzen scheint die Nachbarsfamilie gar nicht zu bemerken, dass mit Mutter Abbie etwas ganz und gar nicht stimmt. Als plötzlich die beiden Nachbarskinder spurlos verschwinden und niemand davon Notiz zu nehmen scheint, ist sich Ben sicher: Nebenan hat sich eine Hexe eingeschlichen! Doch noch nicht einmal Mallory, die er mit auf seinen Beobachtungsposten nimmt, glaubt seiner Geschichte. Die Nachbarin allerdings hat längst bemerkt, dass Ben dabei ist, ihr Geheimnis ans Licht zu bringen. Von nun an ist weder er, noch sein Vater oder Mallory mehr sicher – vor der Jahrtausende alten Hexe aus dem düsteren Wald...„

THE WITCH NEXT DOOR“ von Brett Pierce und Drew T. Pierce ist ein sehenswerter Horrorfilm, der gezielt mit den Erwartungen und Ängsten des Publikums spielt und zugleich eine liebevolle Hommage an das Horror-Genre ist. Hinzu kommt eine tiefe cineastische Verbeugung vor „Das Fenster zum Hof“, jenem Filmklassiker von Alfred Hitchcock. Die beiden Umstände allein machen diesen Film interessant und weisen ihm einen Platz in der Genre-Ruhmeshalle zu. Und so ganz „nebenbei“ ist der Film auch noch ziemlich fies und räumt ziemlich blutig mit dem romantisch verklärten Image von Hexen im Film auf. Das bedeutet den einen oder anderen blutigen und gruseligen Schockmoment für den Zuschauer.


© Koch Media

Die beiden Brüder Brett Pierce und Drew T. Pierce sind filmbegeisterte Cineasten. Das spürt man in jeder Einstellung dieses Filmes. Doch sie kopieren nicht, sondern zitieren liebevoll aus der Filmgeschichte und spielen mit den Versatzstücken der Popkultur. So finden wir Einflüsse von „Das Fenster zum Hof“, aber auch von Filmen wie „Alien“ und „Die Goonies“. Das macht sehr viel Spaß und zeugt von großer Kreativität. Denn es fühlt sich nie wie eine schlechte Kopie an, sondern wie eine Variation, ein spielerischer Umgang mit Versatzstücken der Filmgeschichte. Generell fühlt sich der Film sehr neu an. Schauspielerisch kann Hauptdarsteller John-Paul Howard („Hell Or High Water“) da nicht ganz mithalten, ist aber stets engagiert und macht seine Sache gar nicht so schlecht. Allerdings mag man ihm nur schwer abkaufen, dass er als rebellischer Teenager gerne mal Tabletten klaut.

Wirklich gelungen und mehr als nur gruselig ist hingegen der Auftritt der Hexe. Da haben die Kostüm- und Maskenbildner ganze Arbeit geleistet. Ohne zu viel zu verraten, hat man nach diesem Film eine andere Meinung zum Thema Wildfleisch, besonders zu Hirschen. Unterstützt von einem großartigen Sounddesign ist eine Filmszene entstanden, die noch lange Zeit für Gesprächsstoff sorgen wird und Maßstäbe setzt. Die Wendung zum Finale hin ist gelungen und fügt sich organisch in die Filmhandlung ein. Hier sucht man nervige Längen vergeblich. Die Szene bringt alles knackig auf den Punkt. Vordergründig ein Horrorfilm, kann man „THE WITCH NEXT DOOR“ nur schwer eindeutig einordnen. Das macht diesen Film sehenswert und interessant. Dieser Film ist für alle Horror-Fans ein Muss und bietet Nervenkitzel der besonderen Art.


THE WITCH NEXT DOOR

USA 2019 | Koch Media | Start: 13. August 2020
R: Brett Pierce, Drew T. Pierce | D: John-Paul Howard, Piper Curda, Jamison Jones


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