KINO | 15.07.2020

Wim Wenders, DESPERADO

Der renommierte Dokumentarfilmer Eric Friedler und sein Co-Regisseur Andreas „Campino“ Frege erhielten für WIM WENDERS, DESPERADO exklusiv die Möglichkeit, Wenders zu porträtieren. Von Düsseldorf nach Paris und bis in die texanische Wüste spürt der Film ikonischen Drehorten und entscheidenden Momenten in Wenders' Schaffen als Regisseur, Produzent, Fotograf und Autor nach.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Verleih/Studio Hamburg Enterprises

Wim Wenders gilt mit Filmen wie „Himmel über Berlin“, „Buena Vista Social Club“ und „Paris, Texas“ als ein Vorreiter des Neuen Deutschen Films. Mit ihrem Dokumentarfilm erhielten die Filmemacher Eric Friedler und Andreas „Campino“ Frege die einmalige Möglichkeit, Wim Wenders zu porträtieren. Dabei besuchen sie ikonische Drehorte und zeichnen entscheidende Momente in Wenders Karriere als Regisseur, Fotograf und Autor nach. Dabei bereichern bisher noch nie veröffentlichte Archivaufnahmen und Gespräche mit Zeitzeugen und Wegbereitern wie Francis Ford Coppola, Willem Dafoe, Andie Mac Dowell, Patti Smith und Werner Herzog den Einblick in das einmalige Leben von Wim Wenders…

Wim Wenders gehört zu den bedeutenden Regisseuren weltweit und ist ein internationales Aushängeschild für die Filmkultur in Deutschland. Die nun in den Kinos startende Dokumentation beleuchtet das Leben und das Schaffen dieses Ausnahmekünstlers. Einst aufgebrochen das Kino zu revolutionieren, ist Wim Wenders mittlerweile selbst Teil des Systems geworden und hat es bereichert, geprägt und weiterentwickelt. Film ist Kunst, aber kann auch Kommerz sein. Diese beiden Seiten sind faszinierend und aus der Spannung zwischen diesen beiden Polen entsteht Kreativität. In einer Zeit, wo Misserfolg nicht mehr als Teil eines Lernprozesses gesehen wird, sondern als Scheitern, mutet eine Karriere wie sie Wim Wenders hingelegt hat, abenteuerlich und fern an. Heute bestimmt Perfektionismus das Geschehen, besteht kaum die Möglichkeit des produktiven Scheiterns in einer immer weiter ausdifferenzierten Filmlandschaft. Dabei, und das lernen wir in dieser spannenden und interessanten Dokumentation, ist das Scheitern nur Teil eines großen Prozesses. Durch das Chaos zum Licht.


© Verleih/Studio Hamburg Enterprises

Man denke nur an „Fitzcaraldo“ von Werner Herzog und seine
abenteuerliche Produktion, die in der heutigen Zeit undenkbar wäre. Werner Herzog spricht in diesem Dokumentarfilm über genau diesen Sachverhalt. Schließlich war gerade für Wim Wender bei Filmproduktionen oftmals der Weg das Ziel. Er ist ein Filmemacher im besten Sinne des Wortes. Man muss nicht all seine Filme mögen, aber seiner kreativen Kraft kann man sich schwer entziehen. Er ist zugleich ein Kind seiner Zeit und so ist „Wim Wenders, Desperado“ ein spannendes Zeitdokument. Einer Nachkriegszeit nach 1945, die so nicht mehr existiert und immer mehr zur Geschichte wird. In dieser Dokumentation kommen sehr viele Weggefährten, Kollegen und Freunde von Wim Wenders zu Wort, beispielsweise Patrick Bauchau, Patti Smith, Andie MacDowell und Hanns Zischler. Angereichert wird das Ganze von jeder Menge Archivmaterial mit zum Teil sehr seltenen Aufnahmen, wie den ersten Filmen von Wim Wenders, die er als Teenager drehte.

Ein wichtiges und immer wiederkehrendes Thema in dieser Dokumentation ist die Wüste. Ebene jene Wüste, in welcher Wim Wenders vor vielen Jahren seinen wohl bekanntesten Film „Paris, Texas“ gedreht hat. Es ist die Fahrt in eine wilde Vergangenheit in das Nirgendwo. Die Wüste als Sehnsuchtsort, als ein Ort der Freiheit und der unendlichen Suche nach einem Ziel, dass nie erreicht wird. Wim Wenders ist ganz der intuitive Filmemacher, der sich treiben lässt, der schaut was ihm angeboten wird von den Schauspielern, vom Drehort, von den Stimmungen der Zeit. Er ist zugleich ein großer Geschichtenerzähler, der das intime mit der großen Geschichte verbindet. Die 120 Minuten dieser Dokumentation gehen wie im Flug vorbei und machen Lust auf das Medium Film. Wim Wenders erscheint als Desperado, als Aussteiger, der seinen Weg stets unbeirrbar ging und dabei stets ein Einzelgänger blieb. Seine Heimat sei der Film, so sagte er einmal.


Wim Wenders, Desperado

Deutschland 2020 | Studio Hamburg | Start: 16. Juli 2020 (FSK 12)
R: Eric Friedler, Andreas „Campino“ Frege | Dokumentation


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