ROMAN
| 04.06.2025
Zwischen
Sekt und Selbstzweifel:
NO HARD FEELINGS von Genevieve Novaks
Penny
hat versagt – zumindest, wenn sie sich mit ihren Freundinnen vergleicht,
die entweder in einer erfolgreichen Beziehung stecken oder karrieretechnisch
durchstarten. Ihr hingegen bleibt nur die aussichtslose On-Off-Beziehung
mit Max. Zwischen exzessivem Alkoholkonsum, Panikattacken und Therapiestunden
begibt sich die junge Sales-Managerin auf die Suche nach ihrem Selbstwert
– und stellt dabei fest, wie schwer es ist, alte Gewohnheiten
loszulassen und das eigene Leben neu zu ordnen.
von
Tara Yakar
In
Genevieve Novaks NO HARD FEELINGS soll Penny bloß keine ernsten
Gefühle entwickeln – als Leser*in durchläuft man dabei
jedoch eine ganze Gefühlspalette. Denn auch wenn Pennys Zukunftsängste,
ihr Frust auf dem Dating-Markt und ihre Selbstwertprobleme vielen bekannt
vorkommen dürften, treibt die Protagonistin einen mit ihrem Verhalten
regelmäßig zur Verzweiflung. Ihre durchgehend negative Selbstwahrnehmung
und die teils schwer nachvollziehbaren Entscheidungen machen es nicht
leicht, echte Sympathie für sie zu entwickeln. Hinzu kommen ihre
ständige Selbstsabotage und die Tendenz, Tatsachen und Ereignisse
so zu verdrehen, dass sie zwangsläufig im Chaos enden. Was anfangs
noch neugierig macht und Mitgefühl weckt, verliert zur Mitte der
Geschichte an Stärke. Dennoch gelingt es der australischen Autorin,
mit Penny einen Nerv zu treffen – besonders in Bezug auf die allgegenwärtige
Erwartung, die wir an uns selbst oder die andere an uns stellen. Genau
dieser Druck führt oft zu ungesunden, selbstschädigenden Entscheidungen,
für die wir uns später auch noch verurteilen.
Penny
ist das Resultat dieses Teufelskreises eines fragilen Selbstwertgefühls.
Der Roman zieht einen schnell in seinen Bann – vor allem dank
Novaks flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil. Abgesehen von
Penny bleiben die Nebenfiguren jedoch eher blass und kratzen in ihrer
Darstellung oft nur an der Oberfläche. Was vielversprechend beginnt,
endet schließlich in einem vorhersehbaren Finale, das der Tiefe
der behandelten Themen nicht ganz gerecht wird. Denn obwohl Penny im
Laufe der Geschichte eine persönliche Entwicklung durchläuft,
sind es am Ende vor allem stereotype und klischeehafte Elemente, die
der Leserschaft ein gutes Gefühl mitgeben sollen. Das Ende drängt
dabei das wirklich Spannende an der Geschichte in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz
bleibt NO HARD FEELINGS definitiv lesenswert – vor allem für
alle, die sich im Leben manchmal verloren fühlen. Denn manchmal
hilft es schon zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht allein
ist.
Geneviève Novak
lebt in Melbourne und schreibt romantische Komödien sowie Popkultur-Kolumnen.
NO HARD FEELINGS ist ihr Debütroman. Abgesehen vom Schreiben liebt
sie Croissants und ihren Hund Viktor.