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SACHBUCH | 28.04.2021

Die großen Epidemien:
Geschichte - Gegenmittel - Impfstoffe

Die Geschichte der Epidemien ist ein aufregendes und zugleich erschreckendes Kapitel der Menschheit. Doch nur wenn man die Geschichte kennt, kann man die Gegenwart und Zukunft besser verstehen. Dieses informative Buch liefert in bewegten Zeiten einen wichtigen Beitrag zu einem elementaren Thema.

von Franziska Keil


© Midas-Verlag Gregory Zäch

Seuchen der Menschheit: Ein Streifzug durch die Medizingeschichte 2020 ist ein Jahr, das in den Geschichtsbüchern sehr präsent sein wird und von dem wir noch den Enkelkindern erzählen werden. Was plötzlich Realität wurde, hätte in dieser Form kaum jemand erwartet. Dabei ist das Coronavirus bei weitem nicht der erste Krankheitserreger, der die Menschheit zum Abstand halten gezwungen hat. Die Journalistin Letizia Gabaglio berichtet verständlich und übersichtlich von den Pandemien der Geschichte. Sie erzählt von den Fortschritten der Wissenschaft im Kampf gegen gefährliche Erreger, aber auch von den Grenzen der medizinischen Möglichkeiten. Neben den Gemeinsamkeiten der bekannten Seuchen vergangener Jahrhunderte geht sie auch der Frage nach, wie viel der Mensch selbst zur Verbreitung tödlicher Viren beigetragen hat. - Warum uns Seuchen schon seit Anbeginn der Zeit begleiten - Was wir durch Pest, Pocken und Spanische Grippe gelernt haben - Soziale Auswirkungen: Wie Epidemien Gesellschaften prägen - Umgang mit Infektionskrankheiten: Warum es mehr als nur Impfungen braucht - Göttliche Geißeln oder doch selbstverschuldet? Wie Epidemien entstehen Zoonosen: Wie Umweltzerstörung zu ansteckenden Krankheiten führt Viele neu auftretende Krankheiten der letzten Jahrzehnte haben eines gemeinsam – ihr Ursprung ist auf die Zerstörung von Artenvielfalt und Ökosystemen zurückzuführen…

Seit Februar 2020 hat das Virus SARA-CoV-2 die Welt fest in seinem Griff. Es gab viele Tote und Infizierte, die Welt wird nie wieder so sein, wie sie einmal war. Weitreichende Schutzmaßnahmen, Lock- und Shutdowns bestimmen den Alltag der Menschen. Die Gesellschaften diskutieren weltweit die Corona-Politik ihrer Regierungen. Ein wichtiger Diskussions-Beitrag, um all diese Entwicklungen zu verstehen und einzuordnen, ist das Buch „Die grossen Epidemien – Geschichte-Gegenmittel-Impfstoffe, erschienen im Midas-Verlag. Dabei stehen zwei wichtige Fragen im Umgang mit der Pandemie im Raum. Wie wir das gesellschaftliche Leben in der Zukunft aussehen und was sind die wissenschaftlichen Hintergründe und Fakten zu diesem Thema?


© Midas-Verlag Gregory Zäch

Auch wenn die Pandemie nun schon seit mehr als 14 Monaten wütet, ist das Bedürfnis nach Informationen zum Thema eher gewachsen. Das schöne an diesem Buch ist der Umstand, dass es sich nicht nur mit der aktuellen Pandemie beschäftigt. Natürlich ist der Bezug zu der aktuellen Pandemie bei der Lektüre des Buches sehr deutlich zu spüren, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig auf historischen epidemischen Ereignissen. Ein großer Pluspunkt an diesem nicht nur informativen, sondern auch sehr hübsch bebilderten Buch ist der Umstand, dass es alle Aspekte von Epidemien beleuchtet, also auch die gesellschaftlichen Implikationen. Das wird schon im ersten Kapitel deutlich. Dort wird mit der Idee gespielt, dass die Ausbreitung eines Virus´ nicht nur ein viruslogisches, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen ist. Das mag zunächst ungewöhnlich klingen, aber eine Epidemie kann nur auftreten, wenn Personen zusammenkommen. Eine Epidemie kann demnach nur aus bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen erwachsen. Im dritten Kapitel wird dieser Gedanken dann weitergeführt.

Eine Bekämpfung der Epidemie kann nur erfolgreich sein, wenn die Struktur der Gesellschaft verändert wird. Man lernt, dass Maßnahmen wie Isolation und „social distancing“ keine Erfindungen der Neuzeit sind, sondern bereits im 17. Jahrhundert praktiziert wurden. Letizia Gabaglio versteht es sehr gut, in den 18 Kapitel das Auftreten und den Umgang mit Epidemien anhand von historischen und medizinischen Beispielen aufzuzeigen und zu erklären. Thematisch wird dabei ein großer Bogen gespannt. Man erfährt von den erfolgreich bekämpften Pocken und vom immer noch relevanten HIV. Die Struktur des Buches ist dabei sehr übersichtlich und ansprechend. Jedes neue Kapitel beginnt mit einer nahezu ganzseitigen Illustration von Maddalena Carrai auf der linken Buchseite und einer überdimensionierten Kapitelüberschrift auf der rechten Seite. Anschließend wir das Thema auf drei Seiten abgehandelt und mit der vierten Seite abgeschlossen, die einen Blick auf dessen Peripherie wagt. Die Kapitel sind kurz, aber informieren kompakt. Neben den inhaltlichen Aspekten fällt bei diesem Buch, dass es alle Sinne anspricht. Das Layout der Seiten, die Schriftwahl, die gelungen Illustrationen und das hochwertige Papier machen das Buch zu einem ästhetischen Gesamterlebnis.


Die großen Epidemien:
Geschichte - Gegenmittel - Impfstoffe

LETIZIA GABAGLIO | Midas-Verlag | Broschiert: 128 Seiten


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