Startseite > Gesellschaft > Sachbuch | 15.04.2020

SACHBUCH
Hitlers Hofstaat

Hitler war kein einsamer, unnahbarer Diktator. Seit seinem Aufstieg in der NSDAP scharte er einen loyalen Kreis um sich, der nach der Machtübernahme die Züge eines regelrechten Hofstaats annahm. Hier wurde gefeiert, geschmeichelt und intrigiert. Wer gehörte zum innersten Kreis um Hitler? Welche Funktion erfüllte dieser Hofstaat? Und wie beeinflusste er das Geschichtsbild nach 1945?

Über keine Epoche der deutschen Geschichte wurde so viel geschrieben wie über die Zeit zwischen 1933 und 1945. Unzählige Bücher und Publikationen beschäftigen sich mit der Herrschaft des Nationalsozialismus. Aber auch in den Medien scheint das Dritte Reich stets präsent. Doch nur selten erfahren wir Neues aus dieser Zeit, jenseits von trivialen Erkenntnissen. Dabei ist diese Zeit zugleich noch voller offener Fragen und ein dankbares Feld für die Geschichtsforschung. Heike Görtemaker hat mit ihrem Buch „Hitlers Hofstaat“, dass nun als Taschenbuch erschienen ist, beweisen, dass es sehr wohl noch möglich ist, grundlegend neue Fakten an das Tageslicht zu bringen. In ihrer umfangreichen und sehr detaillierten Studie macht sie deutlich, dass Adolf Hitler nicht der einsame und unnahbare Mensch und Politiker war, als der er stets beschrieben wird. Vielmehr hatte er schon seit seinem Aufstieg in der NSDAP einen ihm loyalen Kreis von Menschen um sich, die ihn privat und politisch berieten, begleiteten und ihr Schicksal an ihn knüpften.

Die Autorin geht in ihrem Buch erstmals der Frage nach, wer diese Menschen waren, was ihre Funktionen im Umfeld Hitlers waren und welchen Einfluss diese Menschen auf die Entscheidungsfindung Hitlers hatten. Zu diesem Zweck hatte Heike Görtemaker Zugang zu bislang unbekannten Quellen aus Hitlers Umfeld. Sehr interessant auch die Rolle dieser Menschen nach 1945, als der Mythos von Hitler als einsamen Führer entstand und bewusst verfestigt wurde. Illustriert ist das Buch mit über 60 zeitgenössischen Fotografien, die einen Einblick in Hitlers privates Umfeld geben.

Inhaltich trennt das Buch zwischen den Menschen, die Hitler von den 1920er Jahren bis zur Machtergreifung 1933 begleiteten und den Menschen, die ihn danach begleiteten und umgaben. Die Autorin schreibt auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau, dass aber auch für Laien verständlich ist. Sie zeichnet sich aus durch eine große Akribie, wenn es um Zahlen, Daten und Fakten geht. Hier werden sehr viele Namen genannt, die so vorher nicht bekannt waren. „Hitlers Hofstaat“ beleuchtet ein weitgehend unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte und revidiert das Bild Adolf Hitlers als Privatperson und Politiker in weiten Teilen und ist zugleich ein wichtiger Diskussionsbeitrag in einer wichtigen akademischen Debatte.


Heike B. Görtemaker – HITLERS HOFSTAAT
dtv Verlagsgesellschaft | Taschenbuch: 528 Seiten | 13. März 2020

 

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