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SACHBUCH | 20.05.2020

Imperium USA

Viele betrachten die USA als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Woran liegt das? Ein Buch über Hintergründe, Motive und Mittel der Weltmacht USA. Nach Ansicht vieler haben die USA den stärksten destabilisierenden Einfluss auf das Weltgeschehen und stellen somit die größte Bedrohung für den Weltfrieden dar (Allensbach 2019). Diese traurige Spitzenstellung hat sich die Weltmacht Nr. 1 nicht von ungefähr erworben. Keine andere Nation hat seit 1945 so viele andere Länder bombardiert und so viele Regierungen gestürzt wie die USA. Sie unterhalten die meisten Militärstützpunkte, exportieren die meisten Waffen und haben den höchsten Rüstungsetat der Welt. Daniele Ganser beschreibt eindrücklich, wie die USA Weltmachtpolitik betreiben, in der Gewalt ein zentrales Element darstellt…

von Richard-Heinrich Tarenz

Daniele Ganser gehört zu den führenden Intellektuellen unserer Zeit und ist eine wichtige mahnende und kritische Stimme, wenn es um Politik und Geschichte geht. Der Schweizer Historiker, Friedensforscher und Publizist ist spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Menschenrechte. Er ist Gründer und Leiter des „Swiss Institute for Peace and Energy Research“ (SIPER) in Basel. Diese beeindruckende Aufzählung zeigt die große Bandbreite der wissenschaftlichen Arbeit von Daniele Ganser. Nun ist mit „Imperium USA“ sein neues Buch im Orell Füssli Verlag erschienen. Darin beschreibt er die wortgewaltig und sehr detailreich die Geschichte der USA. Auf den nahezu 400 Seiten übt der Autor keine eindimensionale Kritik an den USA, sondern setzt sich sehr differenziert mit diesem Thema auseinander.

Daniele Ganser, der auch ein gefragter und talentierter Redner ist, orientiert sich bei seiner Analyse konsequent an Prinzipien und Geboten, die für ihn sehr wichtig sind: UNO-Gewaltverbot, Achtsamkeit und die Menschheitsfamilie. Ebenfalls sehr wichtig für den Autor ist der Hinweis darauf, so auch in diesem Buch, dass seine Perspektive „eine Perspektive unter vielen Möglichkeiten“ ist. Damit spricht er ein wichtiges Thema, dass in diesen Tagen oftmals vergessen wird. Er appelliert an den gesunden Menschenverstand und an den Umstand sich umfassend ohne Schere im Kopf zu informieren und sich im Anschluss selber eine Meinung zu bilden. Das großartige an den Büchern von Daniele Ganser ist der Umstand, dass er fundierte Fakten liefert, die jederzeit überprüfbar sind, und den Leser ermutigt seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Das sollte selbstverständlich sein, ist aber außer Mode gekommen in einer Welt, wo Denkverbote herrschen, die Menschen in auferlegten „Denkblasen“ leben und statt zuzuhören anderslautende Meinungen bekämpfen und diffamieren. Da wünscht man sich doch glatt die mittelalterliche Disputatio zurück, ein öffentlicher Wortkampf von Gelehrten über ein feststehendes Thema – frei von ideologischen Scheuklappen und Vorurteilen. Bei seiner Reise durch die Geschichte der USA, die geprägt ist von zahlreichen Menschheitsverbrechen, Völkermorden, Angriffskriegen und anderen Abgründen, appelliert der Autor stets an die Menschheitsfamilie, die uns alle verbindet. Es sind eben nicht die Menschen in den USA, sondern die Eliten, die das Imperium USA steuern. Dabei ist zunächst wichtig zu verstehen, wieso die heutigen USA ein Imperium sind, was das eigentlich bedeutet und welche Implikationen diese Tatsache für die Welt haben.

"Friede ist nur durch Freiheit, Freiheit nur durch Wahrheit möglich“
Karl Jaspers

„Imperium USA“ ist kein „Anti-Amerika-Buch“. Jegliche im Vorfeld geäußerten Vorwürfe gegen den Autor gegen am Autor und sind grotesk und ein Beispiel für Unwissenheit, gepaart mit Ignoranz. Das Buch ist ein universelles Beispiel für die Gefahren eines ungezügelten und unkontrollierten Kapitalismus und was passiert, wenn eine machtvolle Elite die Macht besitzt, um die friedliebende Mehrheit in einem Land für ihre Zwecke einzuspannen und zu instrumentalisieren. Diese Elite und ihr Machtstreben, zieht eine breite Blutspur durch die Geschichte der USA. 4 Millionen tote Ureinwohner, 12 Millionen Sklaven und 200.000 Soldaten in über 700 Militärstützpunkten weltweit sprechen eine deutliche Sprache. Die USA haben mit Abstand die höchsten Militärausgaben der ganzen Welt. Der militärisch-industriellen Komplex hat das Land in seinem Würgegriff und durchsetzt.

Doch bei allem Grauen bleibt der Autor optimistisch. Es ist ihm wichtig, dass die Menschheit erkennt wer die Drahtzieher von Völkermord, Kriegen und Ausbeutung sind. Das Prinzip Menschheitsfamilie und individuelle Achtsamkeit sind der Schlüssel, um die Menschheit aus dieser Abwärtsspirale zu befreien. Die Menschen müssen endlich aufhören sich zu töten. Das klingt zunächst banal, ist aber explosiv. Nur wenn die Masse in blindem Gehorsam alles glaubt und macht was die Mächtigen befehlen, ist die Welt ein düsterer Ort. Insofern ist dieses Buch auch ein Aufruf zur individuellen Selbstermächtigung und zu einem kritischen Umgang mit den Medien.


Daniele Ganser – Imperium USA
Orell Füssli Verlag | Gebundene Ausgabe: 400 Seiten | 24. April 2020


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