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SACHBUCH | 21.12.2022

KARL LAGERFELD UNSEEN:
DIE CHANEL-JAHRE

Eine glamouröse Hommage an Karl Lagerfelds höchst einflussreiche Kreationen für Chanel, eingefangen hinter den Kulissen von US-Vogue-Fotograf Robert Fairer in atemberaubenden, noch nie zuvor gezeigten Bildern.

von Eve Pohl


© Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Muenchen

Karl Lagerfeld ist sicherlich eine der schillerndsten Figuren der Modewelt. Mit seinem markanten Stil und den klaren, teilweise auch polarisierenden Aussagen, blieb er bis ins hohe Alter immer im Gespräch. Aber natürlich war nicht das der eigentliche Grund, warum er so erfolgreich war. Er hinterließ nach seinem Tod zwei Modehäuser, deren Kreativdirektor er gewesen ist. Das ist zum einen Chanel, welches in diesem Buch behandelt wird, aber auch Fendi, für das er seit 1964/65 arbeitete. Aber auch bei Chloé, Balmain und seiner eigenen Marke „Karl Lagerfeld“ konnte er Erfolge erzielen.

Lagerfeld wuchs in Deutschland auf und war der Sohn des Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld. Die Familie lebte in Hamburg und Bad Bramstedt. Schließlich zog Lagerfeld nach Paris und besuchte dort die Schule. Seine Karriere in der Mode begann im Prinzip am gleichen Tag wie die von Yves Saint Laurent. Bei einem Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats in Paris reichte er den Entwurf eines Mantels ein. Damit konnte er den ersten Platz in dieser Kategorie erlangen. Gleichzeitig gewann auch Saint Laurent mit dem Entwurf eines Cocktailkleides. Die beiden wurden im Laufe der Jahre immer wieder miteinander verglichen. Dennoch konnte sich Karl Lagerfeld schließlich als unangefochtener „Mode-Zar“ etablieren. Nach dem Wettbewerb in Paris begann er eine Lehre als Schneider bei Pierre Balmain, wechselte dann zu Jean Patou und war als freier Modezeichner tätig.

Nach einigen anderen Stationen trat er schließlich 1982 den Dienst bei Chanel an. Chanel war zu dieser Zeit wenig erfolgreich und hatte den Ruf, eine verstaubte Marke für extrem wohlhabende Frauen zu sein. Karl Lagerfeld konnte dem Haus dann in den folgenden Jahren wieder frischen Wind einhauchen und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 2019 bei Chanel. Er wahrte das Erbe Coco Chanels, interpretierte jedoch die hauseigenen Markenzeichen, wie beispielsweise Tweed-Sets, die Kamelie, Perlen und die sehr minimalistische Farbpalette schwarz-weiß, immer wieder neu.


© Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Muenchen

Der britische Fotograf Robert Fairer wurde 1966 in London geboren und war sein ganzes Leben fasziniert von der Fotografie. Einen eindeutigen Zeitpunkt für den Start seiner Karriere ist nicht auszumachen. Allerdings fotografierte er 1992 die Abschlusskollektion von Alexander McQueen am Central Sankt Martin College. Von da an wurde er einer der wenigen Fotografen, die exklusive Behind-the-scenes Fotos schossen, zum Beispiel von den Vorbereitungen kurz vor der Show, Models oder den Designerinnen und Designern. Diese Art von Reportagen war bis zu diesem Zeitpunkt kein Genre, welches in Magazinen oder Ausstellungen vertreten war.

Er veröffentlichte Fotografien in Harpers Bazar, Vogue und anderen Magazinen. Und schließlich wurde auch eine Ausstellung von ihm im SCAD FASH Museum of Fashion + Film unter dem Namen 'Robert Fairer Backstage Pass: Dior, Galliano, Jacobs, and McQueen“ gezeigt. In diesem Buch ist eine Auswahl von Fairers Fotografien aus Karl Lagerfelds Jahren bei Chanel zu sehen. Dies gewährt noch nie gesehene Einblicke in die damaligen Schauen von Karl Lagerfeld, die immer mit außergewöhnlichen Sets und Themen aufwarteten.

Der Aufbau des Bildbandes orientiert sich an der Chronologie der Modeschauen. Von Prêt-à-porter 1994 bis Haute Couture 2007 werden die Modeschauen abgebildet, immer wieder unterbrochen von Karl Lagerfeld Zitaten. Dabei ist dieses Buch wunderschön. Nicht nur wegen seiner wunderbaren Fotografien und der Einblicke in den Prozess, die es eröffnet – ein Sneak Peak hinter die Kulissen. Natürlich ist dies gar nicht das Versprechen, aber manchmal wünscht man sich mehr als nur Chanel. Es bleibt also zu hoffen, dass es weitere Bildbände mit Fotografien und Einblicken von Robert Fairer geben wird. Auch das physische Produkt selbst, ist ein echter Hingucker, es ist ein haptisches Erlebnis, etwas ganz Besonderes.


KARL LAGERFELD UNSEEN: DIE CHANEL-JAHRE

Robert Fairer | Prestel Verlag | Gebundene Ausgabe: 352 Seiten


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