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Startseite > Kultur | 30.12.2019

Mit Pauken, Trompeten und Hörgeräten

Die Bonner konnten den Beginn des Beethoven-Jahres 2020 nicht abwarten und leiteten es schon im Dezember 2019 ein, sowohl in der Bundeskunsthalle als auch in Beethovens Geburtshaus. Damit wurde der kulturhistorische Boden für ein ereignisreiches Jahr bereitet, das mit Musik, Ballett, Lichtinstallationen und vielem mehr eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte feiert.

von Maria Kara


© Maria Kara

Dieses Jubiläum wird weit über Bonn hinaus begangen, doch die einstige Bundeshauptstadt versteht sich durchaus als Epizentrum des Geschehens und die hohe Anzahl der Vorausbuchungen für die Museen und Veranstaltungen lassen schon ahnen, dass 2020 ein Jahr der Superlative werden wird. Beethoven war schon zu Lebzeiten (1770 – 1827) eine Art Popstar und der erste freischaffende Komponist.

Mit rund 250 Exponaten führt die Ausstellung „BEETHOVEN Welt.Bürger.Musik“ in der Bundeskunsthalle chronologisch durch den Lebensweg des Komponisten. Die Kuratorinnen Agnieszka Lulinska und Julia Ronge haben einen Einblick in die Welt des Musikers geschaffen mit Partituren, historischen Dokumenten, Briefen, Videos und Hörbeispielen seiner Kompositionen: In einer Hörstation kann man dem Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus dem Fidelio lauschen, dem Trauermarsch „Marcia Funebre“ aus der Eroica und einem Teil der Egmont-Ouvertüre. Ergänzt wird die Schau mit einer ganzen Reihe historischer Instrumente, wie Pauken, Streich- und Blasinstrumente und zwei nachgebaute Klaviere. Beethoven lebte in der Ära der ausgehenden Feudalherrschaft und dem Eintritt in die Moderne, in der das Bürgertum zunehmend an Bedeutung gewann, was ihm gute Entfaltungsmöglichkeiten bot.


© Maria Kara

Die Kuratorinnen stellen Beethoven in Kontext zu anderen Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Johann Wolfgang von Goethe, und lassen auch die Kriege nicht aus. In einem kleinen Raum sind 25 der Radierungen von Francisco de Goya aus dem Zyklus „Die Schrecken des Krieges“ ausgestellt, auf denen entsetzliche Gewalttaten während des spanischen Unabhängigkeitskampfes gegen Napoleon illustriert sind. Neben all der hehren Kunst waren die Kriege eine allgegenwärtige Realität. Beethoven hatte mit patriotischen Huldigungsmusiken großen Erfolg, die nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress 1814/15 entstanden.


© Maria Kara

Dem Patienten Beethoven wird ebenfalls Raum gegeben, denn er litt seit seiner Kindheit an diversen Krankheiten. Am traumatischsten war seine fortschreitende Ertaubung, die für den Musiker eine Katastrophe war. In der Ausstellung sind riesige Hörgeräte zu sehen, und er ließ sich sogar auf die Galvano-Therapie mit Gleichstrom ein. Eine Tabelle mit seinen Erkrankungen und den damaligen Therapiemöglichkeiten gewährt interessante Einblicke, inklusive der damals noch neuen Homöopathie.


© Maria Kara

Höhepunkte der Ausstellung sind die fünf Gemälde von Josef Maria Auchentaller, die Beethovens „Pastorale“ bebildern. Eine im 3D-Verfahren hergestellte Photoplastik von Oliver Laric kopiert ein Denkmal von Max Klinger, der Beethoven als olympische Gottheit darstellte. Gustav Klimt hat sich von Richard Wagners Interpretation der Neunten Sinfonie zu seinem berühmten Beethovenfries anregen lassen, einem monumentalen Werk über drei Wände, das der Sehnsucht des Menschen nach Glück gewidmet ist.


© Maria Kara

Als musikalische Beispiele stehen die „Eroica“, die „Missa Solemnis“ und die Neunte Sinfonie im Mittelpunkt. Die Kompositionen seiner letzten Lebensjahre hat Beethoven nicht mehr hören können. Ihre Komplexität und Genialität verwundern um so mehr. Den Kuratorinnen lag zudem die Herausstellung der humanistischen Gesinnung Beethovens am Herzen, die in der Vertonung von Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ ihren Höhepunkt fand.


© Maria Kara

Eines der berühmtesten Gemälde von Beethoven wurde 1820 von Joseph Karl Stieler gemalt. Derzeit ist es in der Bundeskunsthalle zu sehen, normalerweise aber im Bonner Geburtshaus ausgestellt. Dieses, das Beethoven-Haus Bonn, wurde nach Renovierungen und Erweiterungen gerade wieder neu eröffnet und hat dem renommierten Hofmaler Joseph Karl Stieler eine Sonderausstellung gewidmet. Stielers Beethoven-Porträt ist dort derzeit nur virtuell vorhanden, aber andere Exponate erläutern seine Entstehungs- und Wirkungsgeschichte. Das für heutige Verhältnisse winzige Haus liegt nicht allzu weit von der Bundeskunsthalle entfernt und es sind Kombi-Tickets erhältlich. Vorausbuchungen sind angesichts des zu erwartenden Ansturms empfehlenswert.

 

Weiterführende Links

https://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/beethoven.html
https://www.beethoven.de/de/museum#sonderausstellung


 

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